Darf der Nürnberger Cannabis-Club sein Logo behalten?

11.3.2018, 05:53 Uhr
Das Stadtwappen mal anders: Mit dieser eigenwilligen Interpretation zeigte sich der Cannabis Social Club Nürnberg auf Facebook. Der Ärger war vorprogrammiert.

© Screenshot: Facebook.com/cscnbgeV Das Stadtwappen mal anders: Mit dieser eigenwilligen Interpretation zeigte sich der Cannabis Social Club Nürnberg auf Facebook. Der Ärger war vorprogrammiert.

Der Kampf um die Legalisierung der Droge hatte den im April 2017 gegründeten Verein in rechtlich trübes Fahrwasser geführt. Die Kommune forderte ihn nämlich schriftlich auf, das "widerrechtlich benutzte Wappen unverzüglich" von seiner Facebook-Seite zu entfernen. Sonst, so hieß es drohend, könne das ins Geld gehen.

Jetzt also: alles grün. Nach fast einem halben Jahr kann das für historische Symbole zuständige Organisationsamt auf Nachfrage einen
Erfolg vermelden. Die Taktik, die Cannabis-Verfechter mit Samthandschuhen anzufassen und nicht vorschnell mit Bußgeldbescheiden zu traktieren, hat funktioniert.

"Da hängen wir uns nicht mehr hin", sagt denn auch Rosemarie Sämann vom Amt und meint die gezackten Marihuanablätter, die nun zwar grün, aber immer noch irritierend anders sind als das Gefieder des originalen Nürnberger Wappentiers. Hier gehe es auch um die Freiheit der Kunst. Zuvor hatten Bürger im Rathaus angerufen und gefragt, ob die Stadt neuerdings Reklame für Marihuana mache.

Wer das Stadtwappen verwenden darf, regelt eine Satzung aus dem Jahr 2002. "Nur heraldisch und künstlerisch einwandfreie Darstellungen" würden genehmigt, heißt es.

Doch mit den spaßbegabten Marihuana-Freund(inn)en ist es offenbar wie mit dem Ungeheuer Hydra. Schlägt man ihm einen Kopf ab, wachsen sofort zwei neue nach. Kaum ist die Affäre um den als Verein organisierten Cannabis Social Club befriedet, tut sich möglicherweise ein weiterer Verstoß gegen die Wappen-Regeln auf.

Ein nicht als Verein organisierter Cannabis Social Club Nürnberg gleichen Namens trägt ebenfalls das rot-weiß gestreifte Stadtwappen in seinem Logo. Der halbe Adler allerdings zeigt darauf keine lange rote Zunge wie beim klassischen Vorbild. Das mit Marihuanablättern gefiederte Tier zieht vielmehr an einem qualmenden Joint.

Wer steckt dahinter?

Das sei "schon störend", erklärt wiederum Rosemarie Sämann, beim Organisationsamt unter anderem zuständig für widerrechtlich verballhornte Stadtwappen. Doch ob man deshalb gleich "das ganz große Besteck auspacken" werde, sei noch unklar. Man werde noch abwarten und zunächst einmal herausfinden, wer hinter dem zweiten Cannabis-Club eigentlich steckt.

Er finde es gut, dass sich ein Club-Ableger als ordentlicher Verein aufgestellt habe, erklärt ein Vertreter des Clubs mit dem Joint im Logo. Friedliche Koexistenz im Dienste der Cannabis-Legalisierung, so scheint es. Man verstehe sich als "Selbsthilfe-Anbauverein", so der Sprecher, der nur per Mail zu kontaktieren ist und auf die heikle Wappenfrage überhaupt nicht eingeht. Er sei "ein bisschen stolz", dass sich mehr Menschen zusammengefunden haben, um die Idee in Nürnberg umzusetzen.

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