Die Chili-Käsestange ist nichts für Weichlinge

12.4.2012, 07:59 Uhr
Die Chili-Käsestange ist nichts für Weichlinge

© Alexandra Haderlein

Wer alte Traditionen und ein Stück Heimeligkeit sucht, wird in „Hildes Backwut“ fündig: Der gelernte Bäcker Johannes Schwarz (44) führt seit Februar 2008 seinen Laden in der Schloßstraße und schwört dabei auf alte Rezepte ebenso wie auf außergewöhnliche Neukreationen. Woher der ungewöhnliche Name des Ladens kommt? Das sei eine Erinnerung an seine Mutter Hilde, sagt Schwarz. Schon die habe leidenschaftlich gerne gebacken.

Die Chili-Käsestange ist nichts für Weichlinge

© Alexandra Haderlein

Ein richtiges Männleinlaufen herrscht in der kleinen Bäckerei: Neue Kunden treten ein, Menschen mit vollen Tüten entschwinden nach draußen. Eine kleine Schlange hat sich gebildet. „Unser Geheimrezept ist, dass die Zutaten aus der Region kommen und all unsere Teige frisch sind“, verrät Schwarz.

Während es inzwischen üblich sei, die Backwaren am Vorabend vorzubereiten, einzufrieren und am nächsten Morgen nur noch aufzubacken, ist er noch ein Bäcker, wie er im Buche steht: Ab 23 Uhr nachts herrscht in seiner Backstube Hochbetrieb. Im Schichtbetrieb wird dann mit zwei Gesellen frisch zubereitet.

"Wie es früher geschmeckt hat"

So liegen zur Ladenöffnung um 5.30 Uhr neben diversen Brötchen auch bereits zahlreiche herzhafte Backwaren in der Auslage – zum Beispiel frisches Brot aus traditionellem Essigsauerteig. „Dadurch schmeckt das Brot so, wie es früher in Nürnberg geschmeckt hat“, erklärt Schwarz.

Auch „Seelen“, als Vorgänger der Breze, finden sich in der Auslage. „Außerdem haben wir allein 25 verschiedene Sorten Käsestangen im Angebot“, berichtet der Bäcker stolz. Neben den Klassikern gibt es Kästestangen mit Schinken und Ananas, Lachs oder Thunfisch, Spinat oder aber auch die „schärfste Käsestange in Deutschland“: Mit einer Habanero Chili sowie einer scharfen Sauce sei diese Käsestange nichts für Weichlinge.

Schwarz versucht möglichst jeden Wunsch umzusetzen: „Wir haben für einen Junggesellinnenabschied schon eine Torte in Penisform oder ein Brezenfahrrad angefertigt.“ Ein Gebäck-Vorschlag, der sich etabliert hat und den es inzwischen täglich bei „Hildes Backwut“ zu kaufen gibt, ist die Käsestange mit türkischer Salami: „Eines Tages kam ein türkischer Junge in den Laden und meinte, ich solle mal eine solche Kreation entwerfen. Er staunte nicht schlecht, als er am nächsten Morgen diese neue Sorte tatsächlich probieren konnte.“

Lieferung möglich

Zwischen 300 und 350 Kunden hat Schwarz täglich. Wer vorbestellt, kann seine Backwaren täglich, auch an Feiertagen, erhalten. Die Alternative zur Lieferung ist es, persönlich in den Laden zu kommen.  Wie zum Beispiel eine Gruppe junger Studenten, die im Sitzbereich vor der schokobraunen Wand Platz genommen hat und das aktuelle Campus-Geschehen diskutiert. Am runden Nebentisch unterhalten sich zwei Frauen, Mitte 40, über die Arbeit und in der Ecke mit dem Sofa hat eine 76-jährige Seniorin Platz genommen.

„Das ist mein Stammplatz“, berichtet sie. Jeden Tag käme sie hierher, um eine Tasse Kaffee zu trinken und sich eine Butter- oder Mohnbreze schmecken zu lassen. Andere Backstuben meidet sie: „Hier gibt es lauter gute Ware und die Atmosphäre ist toll. Man trifft immer wieder Leute zum Plaudern.“

In unmittelbarer Nähe zu „Hildes Backwut“ versorgt eine Selbstbedienungsbäckerei die Kunden mit Backwaren. Eine Konkurrenz sieht Johannes Schwarz, nicht: „Leben und leben lassen, heißt es so schön. Für mich ist wichtig, dass ich davon leben kann. Wenn das auch noch zehn andere können, ist mir das egal.“  Außerdem stehe hinter seiner Bäckerei ein ganz anderes Motto: „In der Backbude ist es eben recht anonym. Bei uns ist Sprachkultur angesagt. Hier wechselt man das eine oder andere Wort miteinander und tauscht sich aus.“

Mehr Informationen über Hildes Backwut in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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