Die Rams trotzen Wind und Wetter

12.5.2014, 09:36 Uhr
Die Rams trotzen Wind und Wetter

© Michael Matejka

Die meisten Frisuren auf der Tribüne saßen an diesem Sonntagnachmittag schon vor dem Anpfiff schief oder wurden nur ungenügend von Schirmmützen amerikanischer Football-Teams zusammengehalten. Die Brennnesseln, die zwischen den Sitzbänken rund um das Zeppelinfeld ungestört wachsen dürfen, zitterten lebhaft. Wenige Minuten zuvor hatte es noch kräftig geregnet, pünktlich zum Kick-off des Zweitligaspiels zwischen Nürnberg und Darmstadt kam die Sonne raus – und mit ihr ein unbarmherziger Wind.

Wer schon einmal einem 120 Kilo schweren Defensiveliner gegenüber gestanden ist, der weiß, dass der Wind für diese Schwergewichte ein eher geringes Problem darstellt. Doch das braune Ei, das sie bei diesem Sport regelmäßig durch die Luft werfen, ist durchaus anfällig für die Launen der Natur.

„Der Wind wird heute bestimmt ein Faktor sein“, mutmaßte der Stadionsprecher deshalb schon einmal vor dem Spiel. Der Fokus würde im Angriff auf kurzen Pässen liegen, das Laufspiel im Gegensatz zu den langen Pässen intensiviert werden, da waren sich die Experten sicher.

Woraus sich auch ableiten ließ, dass man an diesem Tag wohl leider keines dieser traumhaften Zuspiele von Nürnbergs Quarterback AJ Springer zu sehen bekommen würde, die regelmäßig auch über 30 oder 40 Yards hinweg punktgenau ihr Ziel finden. Die Experten sollten sich täuschen.

Florian Rabe ist so ein Spieler, der bei den Rams dafür zuständig ist, diese langen Pässe zu fangen und in die Endzone zu tragen. So gesehen, hätte er sich vor dem Anpfiff fast ein wenig Sorgen machen müssen, ob ihn der Wind an diesem Nachmittag nicht beschäftigungslos machen würde.

Doch von den Launen des Wetters wollte sich Rabe den Nachmittag nicht kaputt machen lassen, er vertraute auf die Fähigkeiten seines Quarterbacks: „AJ wirft die Bälle so gut“, sagte er nach dem Spiel, „die kommen selbst bei diesem Wind an.“

27:0 stand es zur Halbzeit, zwischendurch ließ Darmstadts Verteidigung AJ Springer so viel Zeit vor seinen Pässen, dass er sich fast noch einen der leckeren Burger, die sie bei den Rams am Spielfeldrand verkaufen, hätte besorgen können.

Dass die Pässe ankamen, daran hatte natürlich auch Rabe großen Anteil, denn der 31-Jährige fing im Spiel gegen die Diamonds allein drei Touchdown-Pässe.

Football, ernsthaft?

Seit 2005 spielt Rabe nun für die Rams, vorher sprang er für Katzwang ins Becken und spielte Fußball beim TSV Roth. Wie er zum Football gekommen ist? „Ich hatte irgendwann keine Lust mehr, die Kacheln zu zählen“, sagt er über seine Zeit als Schwimmer.

Beim Fußball versuchte er sich als Torhüter, doch irgendwann machte der Körper nicht mehr mit. „Ich habe mir zu oft die Bänder verletzt“, erzählt er und lächelt, weil er natürlich weiß, welche Frage nun folgen muss: Wie kommt man denn dann ausgerechnet auf die Idee, Football zu spielen? Eine Sportart, bei der es auch nicht ausschließlich herzlich zugeht.

Das ist etwas anderes, findet Rabe. „Ich spiele zur Zeit mit einem kaputten Außenband“, erzählt er mit großer Selbstverständlichkeit in der Stimme, die Physiotherapeuten machen es möglich. Auch gegen die Kirchdorf Wildcats will er in zwei Wochen wieder dazu beitragen, dass der Traum vom Aufstieg in die erste Liga weiter lebt. Egal wie stark und aus welcher Richtung der Wind dann bläst.
 

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