Die Sprache des Handwerks versteht man überall

27.6.2013, 07:00 Uhr
Die Sprache des Handwerks versteht man überall

Was Bohrer, Kreissäge und Fräse auf Finnisch heißt? „Keine Ahnung, aber das war überhaupt kein Problem“, sagt Sophia Bernutz im Rückblick auf ihr Schreinerpraktikum in Finnland. Denn das Handwerk ist international, wer sein Fach beherrscht, dem reicht ein Fingerzeig, eine Bewegung über dem Holz, um zu verstehen, was der Meister von einem will.

Auch der angehende Anlagenmechaniker Max Allstatt hat seine Vorgesetzten auf Zeit ohne große Worte verstanden. „Zur Not haben wir uns mit Händen und Füßen verständigt“, sagt der 19-Jährige.

Die Sprache des Handwerks versteht man überall

Gemeinsam mit Katja Leikamm, Friseurazubi beim Salon Struwwelpeter, hatten die jungen Leute für vier Wochen ihren Lehrbetrieb verlassen, um in Finnland andere Arbeitsabläufe kennenzulernen und ihre Eigenständigkeit auf die Probe zu stellen. Möglich war das durch die Hilfe der Handwerkskammer Nürnberg für Mittelfranken (HWK) und Fördergelder der Bayerischen Landesregierung. Für Anja Seulen, Mobilitätsbetreuerin der HWK, ist das Projekt eine große Chance für die Auszubildenden. „Es erweitert ihren Horizont und zeigt vielen, was in ihnen steckt.“

Ein Grund, warum auch die Arbeitgeber der Azubis sich auf das Projekt eingelassen haben. Denn während die Organisatoren des Auslandspraktikums Kosten für Flug, Unterbringung und Taschengeld übernahmen, bezahlten sie ihre Schützlingen weiter — obwohl sie einen Monat lang für andere hämmerten und schraubten.

Für Herwig Danzer, Geschäftsführer von „Die Möbelmacher“ aus Kirchensittenbach, alles andere als ein Verlustgeschäft. „Sophia ist ein Ausnahme-Lehrmädel. Es war auch für uns schön, ihr das auch auf diese Weise zu zeigen.“ Ähnlich sieht das Roland Wolf, Abteilungsleiter bei „Dreyer Haustechnik“. „Max macht seine Arbeit super, ihn dafür zu belohnen, rechnet sich für alle.“ Nicht finanziell zwar, aber sehr wohl in Form von Motivation.

„Ich weiß jetzt, was ich alles schaffen kann“, sagt Max Allstatt, der seine skandinavischen Chefs mit seinem Können zunächst überrascht hat. Denn während in Finnland Azubis ausschließlich in der Schule und nicht am Bau eingesetzt werden, konnte er schon kräftig mit anpacken.



Zwar bietet die HWK nicht regelmäßig derartige Auslandsaufenthalte an, doch könne man sich bei den Kammern jederzeit nach geeigneten Projekten erkundigen, sagt Seulen. Die Azubis können diese Erfahrung nur weiterempfehlen.
 

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