Dreck am Wöhrder See: Söder holzt gegen Sör

2.8.2014, 06:44 Uhr
Gänsekot und Müll: Wenig einladend präsentiert sich derzeit der Sandstrand am Wöhrder See.

© Berny Meyer Gänsekot und Müll: Wenig einladend präsentiert sich derzeit der Sandstrand am Wöhrder See.

"Der Freistaat investiert über 15 Millionen Euro in den See: Boden ausbaggern, Wasserläufe neu regeln, Steg, Sandstrand und Badebucht. Die Stadt Nürnberg und Sör haben vor drei Jahren angekündigt, den Service um den See zu verbessern. Bayern hat geliefert - Nürnberg bisher nicht!", schreibt Bayerns Finanzminister Markus Söder am Freitagmorgen auf seiner Facebookseite.

Söder kritisiert, dass zu Beginn des Umbaus 2010 eine klare Aufgabenteilung abgemacht wurde. "Wir investieren in den See und die Stadt/Sör macht das Umfeld, Toiletten, Bänke und Sauberkeit", sagt Söder. Erst im vergangenen Monat sei dem Stadtrat ein Konzept zur Umgestaltung des Nordufers rund um den Strand vorgelegt worden. "Viel zu spät", kritisiert der Nürnberger CSU-Politiker.

Die Stadt wehrt sich entschieden gegen Söders Vorwürfe. Die Äußerungen des Heimatministers seien "schon fast frech", so Nürnbergs zweiter Bürgermeister Christian Vogel. Dass der Freistaat für die Fortschritte am Wöhrder See bisher mehr geleistet habe, sei nur logisch. Schließlich sei dieser vor allem für Erstarbeiten in unmittelbarer Nähe des Wassers zuständig. Die Stadt könne weitere Baumaßnahmen erst jetzt einleiten und müsse nun für die Verbesserung der Infrastruktur um den See sorgen. Dafür sind laut Vogel 2,9 Millionen Euro veranschlagt - Geld, das beispielsweise in einen Wasserspielplatz und weitere Sitzgelegenheiten fließen soll.

"Urlaubsatmosphäre für Erholungssuchende", wie auf der Internetseite der Wasserwelt Wöhrder See versprochen wird, kommt derzeit tatsächlich noch nicht auf. Anstatt Menschen bevölkern vor allem Gänse und Enten den 150 Meter langen Sandstrand - und hinterlassen täglich Mengen an Kot auf dem Quarzsand. Den Menschen dienen als Toiletten lediglich zwei Chemieklos, die nur in unregelmäßigen Abständen gereinigt werden.

Ein Kiosk gegen das Toilettenproblem

Auch werden diese von Randalierern regelmäßig umgekippt und so funktionsuntüchtig gemacht. Obwohl Mitarbeiter der Noris Inklusion regelmäßig Müll aufsammeln, liegen Scherben, Zigarettenkippen und Flaschenkapseln überall verstreut. Bürgermeister Vogel betont jedoch, dass die Umgebung des Wöhrder Sees der einzige Ort in der Stadt sei, der täglich gereinigt wird und appelliert auch an die Bürger, zur Sauberkeit im Erholungsgebiet beizutragen.

Ein bild aus besseren Zeiten. Vor einem Jahr präsentierte sich der Strand bei der Eröffnung wesentlich ansehnlicher.

Ein bild aus besseren Zeiten. Vor einem Jahr präsentierte sich der Strand bei der Eröffnung wesentlich ansehnlicher. © Michael Matejka

Das Klo-Problem ist sowohl dem Bürgermeister als auch Sör bekannt. Die Situation soll sich verbessern, sobald sich in der Nähe des Strands ein Gastronomiebetrieb ansiedelt, ein Kiosk - mit Toiletten. Wann das der Fall sein wird? Vielleicht noch im kommenden Jahr, meint Uwe-Andre Bauer, Leiter des Werkleitungsbüros bei Sör. Sicher ist das aber nicht. Im Ausschussbericht vom 16. Juli steht, dass "Nach Durchführung der Bewerberauswahl die gastronomische Einrichtung ab 2015 realisiert werden" kann. Auch Bürgermeister Vogel hält sich vage: "Die Ansiedelung eines Gastronomiebetriebs im Bereich des Pavillons soll zeitnah geschehen. Ich würde jedoch die Unwahrheit sagen, wenn ich ein genaues Datum nennen würde."

Obwohl Markus Söder tief besorgt um das Großprojekt ist, will er daran festhalten. "Der Wöhrder See wird von uns voll entwickelt, ohne Abstriche. Ich bin ein Fan und fahre oft mit dem Rad vorbei. Ich hoffe sehr, dass die Stadt jetzt auch anzieht." Christian Vogel fordert indes mehr Sachlichkeit in der Diskussion: "Wir haben ein gemeinsames Ziel - einen schönen Aufenthaltsort am Wöhrder See zu schaffen."

 

 

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