E-Mobilität in Nürnberg: Ladesäulen funktionieren nicht

17.7.2018, 05:09 Uhr
E-Mobilität in Nürnberg: Ladesäulen funktionieren nicht

© Jan Woitas/dpa

Zwei Klebestreifen, ein Blatt Papier, und aus ist der Traum vom Stromtanken. "Außer Betrieb" steht auf einem Zettel an dem grauen Kasten am Rennweg. Am Kornmarkt, am Dianaplatz oder an der Sparkasse ist das nicht anders. Fünf der zwölf versprochenen neuen Säulen stehen zwar. Doch Strom fließt keiner.

Aber warum stockt der umweltfreundliche Fortschritt? Warum stehen nagelneue Stationen in der Stadt und funktionieren nicht? Laut N-Ergie-Sprecherin Heidi Willer ist die Stadt dafür verantwortlich, dass die Stellplätze markiert und mit Schildern ausgestattet werden. "Wir brauchen grünes Licht von der Stadt, damit es losgehen kann", sagt Willer.

"20 Ladesäulen machen mich natürlich nicht glücklich"

Bis Frühjahr 2019 seien zusätzlich zu den 20 bestehenden 32 weitere Stationen geplant. Sie sollen unter anderem am Park&Ride-Platz Am Wegfeld, am Westfriedhof, in der Sulzbacher- und der Rothenburger Straße liegen. Auch das Klinikum und der Südwestpark sind mit von der Partie. Am Rennweg stehen die Hinweistafeln bereits, mit einer Parkscheibe darf man sich hier laut Schild drei Stunden lang ans Stromnetz hängen - rein theoretisch. Nach wie vor gibt es keinen Anschluss.

Es scheint zu holpern in der Zusammenarbeit von N-Ergie und Kommune. Aus den Tiefen des Rathauses ist zu hören, der Energieversorger habe nicht informiert über die neuen Standorte und auch keine Schilder beantragt.

Überblick: Das sind die E-Ladesäulen in Franken

(Sollten Sie die Karte nicht sehen, dann klicken Sie bitte hier.)

Die zuständigen Verkehrsplaner betonen auf Anfrage, sie hätten alles richtig gemacht. Ordnen die Planer Schilder an, muss Sör sie nur noch aufstellen. Die N-Ergie verspricht jetzt, die Stationen Ende Juli, Anfang August freizuschalten und auch bei den weiteren Gas zu geben.

"20 Ladesäulen machen mich natürlich nicht glücklich." Das sagt Umweltreferent Peter Pluschke, und weiß doch Trost. Die Zahl der Lademöglichkeiten in Firmen und auf Privatgrund sei weit höher als die des Ladeverbunds Franken+, in dem die N-Ergie und fast 50 andere Gemeinden mitmischen. Dort stünden die Autos länger, und dort sei das Stromtanken unkomplizierter.

"Weil das so nervt"

Man müsse verstärkt über diese private Infrastruktur nachdenken, fordert Pluschke. Die N-Ergie macht Privathaushalten hier ein Angebot. Knapp 500 Euro kostet eine (bezuschusste) sogenannte Wallbox, die daheim in der Garage an die Wand geschraubt wird. Hier kann man auf eigene Rechnung Ökostrom zapfen, ohne Wartezeit, Stationssuche oder Parkgebühren. Die nämlich hat der Ladeverbund schon im vergangenen Herbst eingeführt, um Dauerparker zu vergraulen.

Ein Nürnberger hat sich deshalb mit seinem Elektroauto vom öffentlichen Angebot unabhängig gemacht. Die Wallbox hat er in der Garage, den Strom holt er per Photovoltaik vom eigenen Dach. Dass seine Frau aus Steuergründen jetzt als Kleinunternehmerin firmieren muss, dass er auf Zuschüsse gerne verzichtet, "weil das so nervt", ist der Preis, den er der Umwelt zuliebe dafür zahlt.

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