Ein "Hexenhaus" nervt: Wohnanlage muss umgeplant werden

5.8.2015, 11:00 Uhr
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© Eduard Weigert

Seit Frühjahr 2013 gab es konkrete Pläne für das insgesamt fast 3000 Quadratmeter große Grundstück am Kleinreuther Weg. Wo provisorische Gewerbenutzungen, Brachflächen und eine eher ungeordnete Bebauung dominierten, sollte in zwei Abschnitten eine geschlossene Blockrandbebauung mit rund 100 Wohnungen entstehen und den Stadtteil aufwerten.

Das Gesamtkonzept des Büros „stm Architekten“ von Michael Stößlein stieß damals auch im Baukunstbeirat auf viel Beifall. Ab Ende 2013 entstanden die ersten 50 Wohnungen, die inzwischen bis auf das Penthouse am Kleinreuther Weg 56 verkauft und bezogen sind. Schon vor zwei Jahren deuteten sich aber erste Probleme mit dem knapp 80 Quadratmeter großen Eckgrundstück zur Cranachstraße an. Das eingeschossige Gebäude mit kleiner Schaufensterfront, das Anwohner „Hexenhaus“ nennen, gilt alles andere als Blickfang. Folglich versuchte die Baufirma Schultheiß alles, um das Gelände zu erwerben.

Zuerst habe man mit der über 80 Jahre alten Eigentümerin verhandelt. „Wir haben ihr das Fünffache des Grundstückswertes plus Umzug geboten“, berichtet Konrad Schultheiß, der Generalbevollmächtigter der Schultheiß Projektentwicklung AG. Trotz mehrerer Treffen bei Kaffee und Kuchen und einer gebotenen Summe von „über 300.000 Euro“ habe es kein Einlenken gegeben.

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© Foto: Seuß

„So etwas habe ich in den letzten 25 Jahren nicht erlebt“, sagt Schultheiß, „doch gegen Sturheit gibt es kein Mittel.“ Als Konsequenz habe man in Abstimmung mit der Stadt umgeplant. Statt einer Blockrandbebauung mit einem grünen Innenhof wurde das Wohngebäude nach hinten und der Spielbereich nach vorne verlegt. Stadtplanungsamtsleiter Siegfried Dengler macht kein Hehl daraus, dass er diese Lösung städtebaulich für weniger gelungen hält, doch angesichts der nervigen Sachlage stimmte die Kommune zu.

Auf den letzten Drücker

Laut Gerhard Steinmann, Leiter der Bauordnungsbehörde, wurden die Planungen im Jahr 2014 modifiziert und im Mai 2015 endgültig genehmigt. Da der Komplex mit 50 Wohneinheiten inzwischen von einem Finanzinvestor gekauft wurde und künftig über Schultheiß vermietet und verwaltet wird, war für Schultheiß klar, dass im Sommer 2015 zügig gebaut werden soll. Quasi auf den letzten Drücker, so Schultheiß, habe sich der Bruder der Eigentümerin bei ihm gemeldet, nachdem er von gescheiterten Verhandlungen erfahren hatte und doch Verkaufsinteresse signalisiert.

Angesichts der fertigen Umplanungen und der veränderten Ausgangslage habe er sein Angebot auf maximal 100.000 Euro reduziert, sagt Schultheiß, was dem Neu-Eigentümer des Eckgrundstücks offenbar zu wenig war. Als Folge musste das Eckgrundstück nun beim Erdaushub aufwendig gesichert werden. Was mit dem derzeit unbewohnten „Hexenhaus“ geschieht, ist offen. Die Besitzer waren für den Stadtanzeiger nicht zu erreichen.

Insider berichten, dass die Immobilie derzeit am Markt angeboten wird. Laut Stadtverwaltung ist baurechtlich nur eine Sanierung oder ein Neubau im bestehenden Ausmaß möglich. Ein bisschen Entgegenkommen hat Schultheiß inzwischen immerhin erfahren: Ein blauer Baucontainer durfte bis an die Hausmauer platziert werden, was eine Engstelle am Kleinreuther Weg verhindert hat.

Ein weiteres Haus, das in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen in Nürnberg gesorgt hat, stand bis zum vergangenen Jahr in der Haimendorfer Straße: das Nürnberger "Geisterhaus".

 

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