Ein umwerfend komisches Spiel

30.8.2006, 00:00 Uhr
Ein umwerfend komisches Spiel

Sinn für Humor ist beim Pölkky Pflicht. Martti Trillitzsch weiß das genau. Denn er war vor zwei Wochen mit einer Busladung von Freunden bei der Wurfholz-WM im Land der Elche und Rentiere. Kaum zu glauben, aber wahr: Im Fußballstadion von Lahti wurde tatsächlich eine Weltmeisterschaft im Hölzerwerfen ausgetragen. Und dort gab es auch Prämien für das beste Mannschafts-Outfit. Die Jury hatte es sicher nicht leicht: «Ein Team hat sich als die Beatles verkleidet, andere sind als Ringer oder Skispringer in voller Montur gekommen“, erzählt Trillitzsch. Gewonnen hat dann aber eine Senioren-Mannschaft in liebevoll geschneiderten Katzen-Kostümen.

Deutsche Flagge verkehrt herum aufgehängt

Das fränkische Team kam weder durch sein Spiel noch mit seiner Kampfbekleidung ins Finale. Aber immerhin, ganz im Sinne des Olympischen Geistes: Sie waren dabei! Das heißt schon was, denn neben rund 140 finnischen Mannschaften gab es nur noch ein Team aus Schweden und zwei aus Deutschland. Im Stadion wurde deshalb sogar die schwarz-rot-goldene Flagge gehisst - aber versehentlich verkehrt herum.

Das Spiel selbst ist leicht erklärt: Zwölf nummerierte Hölzer werden aufgestellt und müssen mit einem Wurfholz abschossen werden. Ein getroffenes Holz hat den Wert der aufgemalten Zahl. Fallen aber mehrere um, so ergeben sich die Spielpunkte nur aus der Anzahl der liegenden Hölzer. Die Werfer müssen eine Gesamtpunktzahl von 50 erreichen. Und zwar ganz exakt - das ist die Schwierigkeit an der Sache: Liegt man auch nur einen Punkt darüber, fällt der Kontostand wieder zurück auf 25 Punkte. Das alles klingt nicht sonderlich aufregend, aber irgendwie amüsieren sich die Werfer köstlich. «Das Spiel macht einfach süchtig“, sagt die fränkische Pölkky-Spielerin Gabi Hofmann. Da muss etwas dran sein, denn die Nachfrage ist enorm: «Jedes Mal, wenn ich nach Finnland gefahren bin, war mein Auto auf der Rückfahrt überladen - weil ich so vielen Leuten Spiele-Sets mitbringen musste“, erzählt Martti Trillitzsch.

Dieses Problem hat er inzwischen gelöst. Denn er betreibt in Fürth den «Kioski“ - einen Laden für finnische Spezialitäten. Bisher gab es dort vor allem Schallplatten, Lakritz-Wodka und Zimtkringel, die der Chef höchstpersönlich bäckt. Und jetzt kann man dort auch das beliebte Wurfspiel kaufen. Obwohl sich die finnische Wurfholzindustrie nicht gerade kooperativ zeigte: «Die waren an einem Export einfach nicht interessiert“, erzählt Trillitzsch.

Deshalb muss er die Hölzer selbst herstellen lassen und darf auch nicht den Original-Namen des Spiels verwenden: Mölkky heißt es nämlich im Ursprungsland, der Name Pölkky ist eine Erfindung des fränkischen Halbfinnen. Aber dieser Begriff passt eigentlich noch besser, denn Pölkky ist auch ein finnisches Wort und heißt übersetzt «Holz“. Und weil Mölkky- oder Pölkky-Spieler eben viel Humor haben, konnte dieses Gezerre auch Trillitzsch nicht den Spaß am Spiel verderben. Anfang Juli veranstaltete er im Nürnberger Z-Bau die «Fränkischen Pölkky-Meisterschaften“, und die WM-Teilnahme in Finnland hat die Begeisterung seines Teams weiter wachsen lassen: «Wir haben dort viel besser abgeschnitten, als wir dachten!“, freut er sich. Zwar kam das Aus schon in der Vorrunde - «aber es war sehr knapp! Wir hatten halt zu viel Angst vor den Gegnern.“ Das Ziel für den nächsten Sommer ist deshalb klar: Die Franken kommen wieder zur WM nach Lahti - mit mehr Training und weniger Respekt. Erik Stecher

Pöllky-Spiele gibt es bei Kioski, Schwabacher Straße 57, 90763 Fürth. Tel. 9 51 87 70, Internet: www.kioski.de

Keine Kommentare