Ekel-Essen am Pranger: Das sagen Nürnbergs Altenheime

2.7.2015, 06:00 Uhr
Es muss nicht immer schrecklich aussehen: Auch so kann püriertes Essen angerichtet werden.

© NürnbergStift Es muss nicht immer schrecklich aussehen: Auch so kann püriertes Essen angerichtet werden.

Über die Qualität der Mahlzeiten werde regelmäßig in den Sitzungen des Heimbeirates diskutiert, sagt Dieter Göttler, der dem Gremium des Sebastianspitals als externes Mitglied angehört. Doch meistens handele es sich um Einzelbeschwerden, "die Qualität der Mahlzeiten ist sehr hoch".

Das Budget, mit dem die städtischen Heime auskommen müssen, ist allerdings sehr knapp. Pro Tag und Bewohner stehen für Lebensmittel 5,50 Euro zu Verfügung. Der entsprechende Satz wird mit den Pflegekassen ausgehandelt. Doch dank günstiger Konditionen bei Großeinkäufen lasse sich damit durchaus wirtschaften, sagt Monika Strobel, stellvertretende 2. Werkleitung im städtischen NürnbergStift.

"Wenn Essen nicht attraktiv ist, wird es schwierig"

"In internen Befragungen bekommt unser Essen immer gute Noten." Strobel hat das Ernährungskonzept der kommunalen Einrichtungen mit entwickelt, das wissenschaftliche Vorgaben berücksichtigt. Doch auch die Optik sei wichtig, wie Strobel betont. Ältere Menschen hätten ohnehin wenig Appetit. "Wenn das Essen nicht attraktiv ist, wird es schwierig."

Pürierte Kost kommt deshalb in den kommunalen Häusern nicht als unansehnlicher Brei auf den Tisch, sondern wird zu Kugeln geformt serviert . Ähnlich macht es die Stadtmission, die ebenfalls nur Selbstgekochtes anbietet. Außerdem können die Heimbewohner täglich aus drei Mahlzeiten wählen.

Bewohner bekommen, was sie bestellt haben

Dass nicht alles rosarot ist, zeigt allerdings der Bericht der Heimaufsicht.  38 Nürnberger Häuser von insgesamt 100 hat die Heimaufsicht letztes Jahr kontrolliert. In 23 von ihnen gab es bei der Verpflegung Defizite. Allerdings stehen nicht Geschmack und Optik im Vordergrund, sagt Andrea Brouer, die Leiterin der Heimaufsicht.

Vielmehr werde vor allem das Eingeben des Essens geprüft und ob es Pflegebedürftigen womöglich ohne Besteck vor die Nase gestellt wird. Außerdem sollten die Bewohner auch das bekommen, was sie bestellt hätten, so Brouer. Mahlzeiten, die kalt auf den Tisch kämen, führen ebenfalls zu Minuspunkten.

"Es gibt Häuser, da läuft es sehr gut"

Obwohl der vorgegebene Betrag für die Ernährung der alten Menschen in allen Heimen gleich sei, würden sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt, hat die Heimaufsicht festgestellt. Brouer: "Es gibt Häuser, da läuft es sehr gut."Wenn, wie so oft, Caterer Mahlzeiten liefern, sei kein Raum mehr für individuelle Wünsche. Die Expertin der Heimaufsicht findet das schade. Entscheidend für die Zufriedenheit beim Thema Essen sei aber die Personalsituation.

Hat die Pflegerin Zeit, etwas zum Trinken anzubieten? Macht sie Pausen, wenn der Bewohner das signalisiert? Aktionen wie die Facebook-Klage von Jürgen E. findet Andrea Brouer wenig hilfreich. Das ändere wenig an der Situation.

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