«Es gibt keinen Finnen, der das Spiel nicht kennt»

14.6.2008, 00:00 Uhr
«Es gibt keinen Finnen, der das Spiel nicht kennt»

© Zink

NZ: Herr Neuhoff, Wikipedia schreibt von Mölkky, Ihre Gruppe nennt sich aber Nürnbergin Pölkky Veikot. Welche Bezeichnung ist richtig?

Horst Neuhoff: Das Spiel nennt sich Mölkky. Pölkky ist die finnische Bezeichnung für einen Holzklotz, mit dem man werfen kann. Weil Mölkky bereits so viele finnische Teams in ihrem Namen tragen, verwenden wir das Wort Pölkky. Nürnbergin ist der Genitiv von Nürnberg, Veikot ist finnisch und bedeutet Freunde.

NZ: In Deutschland sind nur wenige Menschen mit den Spielregeln dieses Sports betraut. Klären Sie uns auf.

Neuhoff: In diesem Spiel geht es darum, aus einer Entfernung von drei bis vier Metern mit einem Holzklotz eine Gruppe von Holzkegeln zu treffen, die von eins bis zwölf nummeriert sind. Ziel des Spiels ist es, als erstes Team exakt 50 Punkte zu erzielen. Anfangs stehen alle Holzkegel ähnlich wie beim Billard eng beieinander, so dass es sich empfiehlt, möglichst viele Holzkegel zu treffen. Es zählt dann die Anzahl der umgeworfenen Hölzer. Nach dem Abwurf werden diese dann an der Stelle wieder aufgestellt, wo sie umgefallen sind. Im späteren Verlauf des Spiels geht es dann vermehrt darum, einen Holzkegel zu treffen, der eine hohe Ziffer hat, um möglichst schnell an die 50 Punkte zu gelangen. Fällt nämlich nur ein Kegel, so zählt die Ziffer, die darauf steht. Ein Wurf kann also höchstens zwölf Punkte einbringen.

NZ: Was passiert, wenn mit dem letzten Wurf nicht exakt 50, sondern zum Beispiel 52 Punkte erreicht werden?

Neuhoff: Das ist für den Spieler denkbar ungünstig. Er scheidet zwar nicht aus, fällt aber auf 25 Punkte zurück und muss sich von Neuem der 50-Punkte-Marke annähern.

NZ: Was macht für Sie die Faszination dieses Spiels aus?

Neuhoff: Ich schätze vor allem die Vielseitigkeit daran. Es bietet Bewegung, man ist an der frischen Luft und hat Spaß und Freude am gemeinsamen Spielen. Um das wirklich verstehen zu können, muss man das Spiel aber selbst einmal praktiziert haben. Es ist natürlich klar, dass Mölkky kein Zuschauersport ist, den man sich am Fernseher ansieht. Es ist ein reiner Mitmachsport.

NZ: Wie sind Sie auf Mölkky aufmerksam geworden?

Neuhoff: Ich bin zum ersten Mal im Sommer des Jahres 2004 darauf gestoßen, als ich meinen Urlaub in Finnland verbrachte. Ich war auf Anhieb begeistert und überlegte mir schon damals, dieses Spiel nach Deutschland mitzubringen. 2006 habe ich dann mit einigen Arbeitskollegen begonnen, Mölkky zu spielen. Mittlerweile besteht unsere Gruppe bereits aus 50 Spielern, die sich regelmäßig zum Mölkkyspielen treffen. Dafür braucht es auch nicht unbedingt einen Bouleplatz, eine gut gemähte Wiese tut es auch schon. Der Spaß steht schließlich im Vordergrund.

NZ: Für die offenen Deutschen Meisterschaften am Wochenende haben zehn Teams zugesagt. Alleine vier kommen aus dem Mölkky-Ursprungsland Finnland. Welche Bedeutung genießt das Spiel dort?

Neuhoff: Es gibt vermutlich keinen Finnen, der das Spiel nicht kennt. Ich gehe davon aus, dass sich in so gut wie jedem finnischen Haushalt ein Mölkky-Set befindet. In Finnland hat sich sogar eine eigene Mölkky-Liga entwickelt, die mittlerweile richtig professionell betrieben wird. Seit 1997 finden dort sogar Weltmeisterschaften statt. Im letzten Jahr traten dabei erstmals zwei Nürnberger Teams an.

NZ: Und wie haben diese abgeschnitten?

Neuhoff: Ein Team kam unter die ersten 50, das andere unter die ersten 90 von insgesamt 158 Teams. Natürlich sind die vier finnischen Mannschaften am Wochenende die hohen Favoriten, weil sie viel mehr Wettkampferfahrung besitzen.

NZ: Wie verbreitet ist Mölkky bereits in Europa?

Neuhoff: In Europa ist das Spiel noch überhaupt nicht verbreitet. Nürnberg bildet da schon eine Ausnahme, denn wir spielen in einer ganz anderen Größenordnung als in anderen Städten. Ich weiß aber von Freizeitklubs in Deutschland, die zumindest ab und zu Mölkky spielen.

NZ: Wie lässt sich die Wahrnehmung für Mölkky hierzulande verbessern?

Neuhoff: Wir bräuchten sicherlich eine große Kampagne, die mit einem nicht unbedeutenden Werbeaufwand verbunden wäre. Am Wochenende erwarten wir, dass die Produzenten des Mölkky-Spiels und die finnische Mölkky-Organisation an uns mit Vorschlägen herangetreten. Diese Meisterschaft soll auf keinen Fall eine Eintagsfliege sein.

NZ: Werden Sie am Wochenende selbst antreten?

Neuhoff: Ich werde im Doppel starten. Üblich ist für gewöhnlich ein Team, das aus vier Spielern besteht. Wir wussten aber, dass viele Interessierte Probleme haben würden, drei Mitstreiter zu finden, weil der Bekanntheitsgrad des Spiels in Deutschland einfach noch zu gering ist. Aus diesem Grund gibt es neben der Teamkonkurrenz auch einen Doppelwettbewerb.

NZ: Nach welchem Modus wird die Meisterschaft ausgetragen?

Neuhoff: Es werden zwei Gruppen mit fünf Teams gebildet, wobei jeder gegen jeden spielt. Der Tabellenerste qualifiziert sich direkt für das Viertelfinale, die anderen haben in zwei weiteren Vorrunden die Möglichkeit, sich auch noch für die Runde der letzten Acht zu qualifizieren. Am ersten Turniertag werden dadurch überhaupt erst zwei Teams ausscheiden.

Fragen: Siegmund Dunker

Die offenen Deutschen Meisterschaften werden heute und morgen ab 9 Uhr auf dem Gelände des DJK-BFC in Nürnberg-Ziegelstein (Hofer Straße 30) ausgetragen. Möllky-Spiele gibt es im Plattenladen «Kioski», Schwabacher Straße 57, 90763 Fürth.

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