„Es wird besser aussehen als vorher“

9.1.2015, 20:46 Uhr
„Es wird besser aussehen als vorher“

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Herr Lentrodt, die Nürnberger hängen offenbar ziemlich an dem markanten Eckgebäude. Haben Sie das unterschätzt?

Michael Lentrodt: Wir können diese starken Emotionen grundsätzlich sehr gut nachvollziehen, auch wenn wir Emotionen nicht zur Grundlage geschäftlicher Entscheidungen machen können. Fest steht: Der Standort ist für die Stadt wichtig und prominent. Aber es gibt nun einmal Faktoren, von denen der Unbedarfte nichts ahnt. Sie sprechen leider alle gegen eine Sanierung dieses Gebäudes. Glauben Sie mir, dass wir auf dem Feld der Immobilienentwicklung absolute Profis sind und das akribisch geprüft haben.

Was genau spricht denn Ihrer Meinung nach gegen den Erhalt?

Lentrodt: Da ist zunächst einmal die unglaubliche Gebäudetiefe. Sie bekommen in die Mitte des Baus kein Licht hinein. Dann gibt es im Inneren Wände, die bis zu einem Meter dick sind. Die Flure sind für eine Nutzung, die langfristig Mieter finden muss, viel zu breit, die Statik verbietet es, das Gebäude aufzustocken, und 40 Prozent der Flächen sind überhaupt nicht sinnvoll zu nutzen.

Von der Energieeffizienz gar nicht zu reden. Die gesamte Struktur des Baus verhindert, dass er eine Zukunft hat. Wir müssen das Gebäude schließlich investmentfähig machen.

Apropos Energieeffizienz: Ein Haus abzureißen, vernichtet Unmengen von Energie, die einmal hineingesteckt wurden. Spielt das keine Rolle?

Lentrodt: Sie sprechen von der sogenannten grauen Energie. Wir sind für unsere nachhaltigen Projekte mehrfach preisgekrönt worden, haben zuletzt den Green Building Award der Europäischen Kommission bekommen. Gehen Sie also davon aus, dass wir Erfahrung haben und Nachhaltigkeit das Erste ist, was wir genau prüfen. Bei der Nürnberger Hauptpost war das Ergebnis eindeutig negativ. Leider erfüllt sie auch keines der anderen Kriterien, die wir anlegen müssen. Ein Erhalt kommt für uns nicht infrage.

Einen Bebauungsplan gibt es hier nicht. Wie ist eigentlich die Rechtslage?

Lentrodt: Wir haben Baurecht und könnten einen Bauantrag stellen.

Die Hotelmeile entlang der Bahnhofstraße ist architektonisch ziemlich öde. Die Angst, dass am Hauptbahnhof nur ein weiterer gesichtsloser Kasten entsteht, ist groß. Kommt es so?

Lentrodt: Da können uns die Nürnberger in die Pflicht nehmen. Hier wird es keine simple Glaskiste geben und nichts, was den benachbarten Neubauten irgendwie ähnelt. Ich verstehe die Skepsis, aber wir fühlen uns verantwortlich, an diesem geschichtsträchtigen Ort etwas sehr Hochwertiges zu bauen. Es wird besser aussehen als vorher.

Wie wollen Sie das sicherstellen?

Lentrodt: Wir haben in sehr konstruktiven Gesprächen mit der Stadt, den Altstadtvereinen und den Fraktionen — wo man Verständnis für unsere Position hatte — vereinbart, dass es einen Architektenwettbewerb unter 15 Büros geben wird. Mitte des Jahres wird eine Jury einen Entwurf ausgewählt haben.

Dann fällt der Post-Turm?

Lentrodt: Womöglich wird Ende des Jahres zunächst der denkmalgeschützte Rundbau im Osten entkernt und der Mittelbau abgerissen. Die Postbank wird ja am Standort bleiben, sie könnte dann provisorisch in den sanierten Teil wechseln, wenn am Ende der Eckbau fällt.

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