Fachleute suchen nach Ideen für den Flughafen

23.10.2012, 07:00 Uhr
Fachleute suchen nach Ideen für den Flughafen

© Helmut Meier

„Mit einer weiteren Kostenreduzierzung lassen sich die Probleme nicht lösen“, sagte OB Ulrich Maly. Auch nicht mit mehr Zuschüssen für den Nürnberger Flughafen, meinte Finanzminister Markus Söder. Söder wie Maly sitzen im Aufsichtsrat des Flughafens. Und beide machten klar, dass vor allem über neue Flugziele mehr Passagiere angelockt werden können. Es müsse aber auch das Angebot etwa bei Tagungsräumen für Konferenzen verbessert werden. „Die Vision ist, die Probleme des Flughafens von der Marktseite her zu lösen“, meinte Nürnbergs OB. Stadt und Land schießen innerhalb von fünf Jahren 40 Millionen Euro in die Flughafen GmbH zu, und die Belegschaft verzichtete auf über zwei Millionen Euro an Lohn, um den Flughafen 2016 wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

Rund 150 Fachleute, Meinungsträger und Politiker suchten nach Vorschlägen. Bis zum Mai 2013 soll die Firma Uniconsult zusammen mit der MKmetric Gesellschaft für Systemplanung daraus ein Konzept erarbeiten.

Bevor aber Vorschläge gemacht wurden, ging es um die Strukturprobleme, mit denen der Flughafen in den nächsten Jahren zurechtkommen muss: Immer mehr Fluggesellschaften setzen immer größere Flugzeuge ein und wollen vor allem nur noch zentrale Flughäfen anfliegen. Auch die Zahl der Fluglinien werde immer weniger, was den Wettbewerb verringere, so Hartmut Beyer von Uniconsult. Der Rückgang der Fluggastzahlen in Nürnberg hat aber auch mit dem Niedergang von Air Berlin zu tun: „Der klassische Drehkreuzverkehr wird nicht mehr das Geschäftsfeld der Air Berlin sein“, sagte Maly. Der Flughafen sei zu abhängig von Air Berlin gewesen.

Es fehlen Flugziele nach Osteuropa und in Metropolregionen

Laut Benedikt Mandel von MKmetric ist das Flugangebot von Nürnberg aus gut, doch es könnte noch besser sein. Neben Brüssel fehlen Angebote vor allem in Osteuropa, aber auch auf den britischen Inseln. Es mangelt auch an Flugzielen in Metropolregionen, die vor allem für die Wirtschaft attraktiv seien.

Warum sich manche Strecken wie Rom oder Mailand von Nürnberg aus langfristig nicht tragen, machte Mandel an zwei Zahlen deutlich: Am Nürnberger Flughafen würden zwar 3,45 Millionen Passagiere einsteigen, doch 5,2 Millionen Passagiere aus dem originären Einzugsbreich in der Region würden andere Flughäfen bevorzugen: Vor allem München, Frankfurt und Stuttgart. Richtung Osteuropa sei sogar Memmingen eine Konkurrenz zu Nürnberg, meinte Mandel.

Zudem bräuchten Geschäftsreisende mehrere Termine unter der Woche für einen Flug nach Rom. Doch trotz dieser Nachfrage fallen die Direktflüge in die italienische Hauptstadt ab November gänzlich weg. Zum Vergleich: Rom wird von München aus 56 Mal pro Woche angeflogen.

Doch es spielt auch der Preis eine Rolle. Wer in Nürnberg in den Flieger einsteigt und in München oder Frankfurt umsteigen muss, zahlt etwa nach Brüssel 250 Euro mehr. „Dann fahren auch Geschäftsreisende mit der Bahn nach Frankfurt oder München“, so Mandel. Trotzdem müsse versucht werden, das Angebot so zu verbessern, dass der Nürnberger Flughafen in der Region noch stärker angenommen werde. Söder befürchtete jedenfalls, dass nach München und Frankfurt auch der neue Berliner Flughafen, wenn er einmal in Betrieb geht, Konkurrenz für Nürnberg sein wird. Staatssekretärin Katja Hessel regte an, dass der Flughafen in das Güterverkehrszentrum am Hafen eingebunden wird. Handlungsbedarf sieht sie auch beim Tourismus: „Nur 20 Prozent der Touristen in Nürnberg kommen am Flughafen an.“ Auch müsse der Geschäftsbereich, der nicht direkt mit dem Fliegen etwas zu tun habe, ausgebaut werden. Dabei will man von den Erfahrungen aus Hamburg lernen.

In den Diskussionen spielte zwar die Anbindung des Flughafens eine Rolle, doch die Nordanbindung an die Autobahn fast nicht mehr. Sollte der Flughafen wieder wachsen und die Problematik mit den Löschrückständen nicht gelöst sein, dann müsse die Anbindung von der Straßenseite her verbessert werden, so Maly. Das klingt nach einer Alternative zur Nordanbindung.
 

Verwandte Themen


3 Kommentare