FCN-Handballerinnen stecken in der Klemme

14.8.2013, 10:00 Uhr
FCN-Handballerinnen stecken in der Klemme

© Zink

„Brutal schwierig“ sei es, sagt Michael Fuchs, Trainer der Handballfrauen des 1. FCN, wenn man ihn auf die Situation anspricht. Keine Rede ist mehr von seinem Ziel, Schritt für Schritt an einer positiven Entwicklung zu arbeiten. Mit dem ausgedünnten Kader geht es laut Fuchs nur darum, „möglichst schnell die Punkte für einen Platz im Mittelfeld zu sammeln, alles andere ist illusorisch“.

Wie schwer selbst das wird, macht der Blick auf die Abgänge deutlich: Ex-Nationalspielerin Christina Rohde, Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft, beendet ihre Laufbahn, Jugendnationalspielerin Luisa Sturm wechselt zum HC Leipzig, Torfrau Lydia Wagner zum Drittligisten HSG Sulzbach-Leidersbach. Auch die beiden Rumäninnen Florentina Grigore (Tor) und Anna-Maria Ludusan (Rückraum) waren nicht mehr zu halten.

„Wir haben fünf Gute verloren“, stellt Fuchs fest. Aber das ist es nicht, was ihn primär ärgert, was ihn frustriert hat. Viel größer ist die Enttäuschung über die Stagnation im Verein, über das Fehlen von Strukturen auf allen Ebenen, die für leistungsorientierten Wettkampfsport notwendig sind, dass es ein konstruktives Miteinander, „wie ich es in einem Verein für normal ansehe, nicht gibt“. Vielmehr befürchtet er künftig den Verlust weiterer Spielerinnen, „denn unsere Talente wecken auch anderswo Begehrlichkeiten. Und man muss ihnen wahrlich nicht viel bieten“.

Bestätigt wird er von Elke Kottenstein, einem Urgestein des Club-Handballs und maßgeblich daran beteiligt, dass es nach dem finanziellen Kollaps des Profisports mit der Neugründung des 1. FC Nürnberg Handball 09 überhaupt weiterging. „Es ist schade, was da abläuft und es tut mir weh“, macht sie, die schon Co-, Torwart- und vor allem als A-Jugendtrainerin ihre langjährige Erfahrung eingebracht hat, aus ihrer Gemütsverfassung kein Hehl. Eine Mannschaft trainiert sie nicht mehr, kümmert sich „nur noch um die Torhüterinnen der Ersten und der C- und D-Jugend, weil ich da einiges an Potenzial sehe“.

Neuzugänge "passen menschlich"

Die Konsequenz aus dieser Entwicklung, von Fuchs „mit unzufrieden noch sehr harmlos ausgedrückt“, fiel nach einem Krisengespräch mit der Mannschaft kurz nach der abgelaufenen Spielzeit anders als eigentlich üblich aus: Der Trainer stellte sein Amt nicht zur Verfügung, sondern machte weiter, „allerdings ausschließlich wegen der Mädels, weil sie ausnahmslos trotz aller Schwierigkeiten im Umfeld voll mitziehen“. Manche sogar so intensiv, dass ihr Ehrgeiz gebremst und zusätzliches Training untersagt werden musste. Auch die Neuen, die alle aus dem Club-Nachwuchs stammen und sich daher fast ausnahmslos kennen, haben sich gut eingefügt und — für Fuchs sehr wichtig – „passen menschlich“. Lena Falkner (Jahrgang 1994) hat zwei Jahre beim HC Erlangen und Hermine Ohlmann (1994) in der A-Jugend und der „Zweiten“ des Club im Tor gespielt, Nina Zellinger (1990) drei Jahre wegen des Studiums ausgesetzt, Nina Hechtel (1991) kommt vom TSV Winkelhaid zurück und Pari Afghan (1989) hat zwei Kreuzbandrisse auskuriert, sich in Form gebracht und entschlossen, wieder Handball zu spielen. Dass sportlich noch Anpassungsprobleme bestehen, ihnen vor allem Spielpraxis fehlt, ist ebenso ein Manko wie die Besetzung der Rückraumpositionen. Um die Abgänge des Trios Rohde, Sturm und Ludusan zu kompensieren, wurde nicht nur intensiv an der Körper- und Wurfkraft der überwiegend klein gewachsenen Spielerinnen gearbeitet, sondern ihnen wurde vom Trainer ebenso klargemacht, „dass sie künftig mehr Verantwortung übernehmen müssen“.

Erste Fortschritte sind trotz bisher mäßiger Leistungen in den Vorbereitungsspielen durchaus erkennbar. Wichtiger für Fuchs, „und ein Erfolg in dieser kurzen Zeit“, ist jedoch, dass der Kader trotz der misslichen Ausgangslage immerhin personell so aufgestockt werden konnte, „dass wir auf dem Spielberichtsbogen wenigstens wieder eine spielfähige Mannschaft eintragen können“.



Zum ersten Spiel um Punkte in der Bayernliga, übrigens am 14. September, kommt gleich die HG Zirndorf zum emotionsgeladenen Derby in die Halle am Valznerweiher.
 

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