FCN vs. FCK: Nur die Stadionnamen sind weltmeisterlich

20.5.2017, 05:50 Uhr
FCN vs. FCK: Nur die Stadionnamen sind weltmeisterlich

© Fotos: 1. FC Kaiserslautern

Die pfälzischen Fans sagen zwar: "Wir gehen auf den ,Betze‘", also auf den Betzenberg, wenn sie die steilen Höhenmeter zur beeindruckenden Sportarena hinaufschnaufen. Aber "Betze" heißt sie nicht offiziell. In der Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern steht gleich in Artikel 1: "Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion."

Die Lauterer haben — wie jetzt Nürnberg auch — einen Weltmeister von 1954 als Namensgeber. Denn Fritz Walter stand damals als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft beim Weltmeisterschaftsfinale in Bern ebenso auf dem Rasen wie Nürnbergs Max Morlock.

Ein unvergessliches Tor

Der Franke, der mit seinem 1:2-Anschlusstreffer gegen Ungarn die völlig unerwartete Wende im Endspiel in der Schweiz einläutete, erhielt die Ehrung mit dem Stadionnamen erst posthum: 1994 starb der Ausnahmesportler, erst ab der neuen Saison 2017/18 heißt die Arena beim Dutzendteich "Max-Morlock-Stadion" — vorerst für drei Jahre.

Das Unternehmen Consorsbank hatte die Namensrechte für den Zeitraum für 2,4 Millionen Euro gekauft. Ein Drittel dieser Summe wollte das Kreditinstitut online von den Anhängern des 1. FC Nürnberg einwerben, was allerdings gründlich danebenging. Am vergangenen Sonntag, dem letzten Tag des Crowdfundings, pendelte sich die Summe bei über 330.000 Euro ein. Die Consorsbank sah sich genötigt, den Rest zum 800.000 Euro hohen Ziel draufzulegen und die Aktion trotzdem als sensationellen Erfolg der Club-Anhänger zu verkaufen.

Solche Pirouetten blieben den Pfälzern erspart: Der Verein als damaliger Stadioninhaber benannte die Spielstätte 1985 anlässlich des 65. Geburtstags von Fritz Walter nach dem Ehrenspielführer der deutschen Fußballnationalmannschaft.


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Von Fritz Walter sprechen die Pfälzer bis heute geradezu ehrfürchtig: Der Ausnahmesportler machte nicht nur auf dem Fußballfeld eine perfekte Figur, auch menschlich war er für viele in seiner Bescheidenheit, Vereinstreue und seiner volksnahen Art ein Vorbild. Wen wundert es da, dass in der Osttribüne ein Vereinsmuseum mit Fritz Walters Schreibtisch zu sehen ist? Auch ein originaler Kanaldeckel (!) wird dort aufbewahrt, an dem er als Junge mit seinen Kumpels gekickt haben soll.

Und überhaupt: Der Geist von Bern 1954 ist zwar fast schon rentenberechtigt, aber er weht auf dem Betzenberg immer noch kräftig: Der Verein stellte im Endspiel nämlich neben Fritz Walter vier weitere Weltmeister — nach ihnen sind bis heute die Stadioneingänge benannt: Otmar-Walter-Tor, Horst-Eckel-Tor, Werner-Kohlmeyer-Tor und Werner-Liebrich-Tor.

Doch vom Ruhm aus längst vergangenen Tagen kann der Verein nicht abbeißen. Beim letzten Spiel dieser Saison ist sogar ein Abstieg in die dritte Liga möglich, falls der 1. FC Nürnberg gewinnt. Ein Szenario, dass sich am "Betze" natürlich keiner vorstellen will. Die finanzielle Situation des Vereins entspricht in etwa seinem aktuellen Tabellenplatz 14 (zwei Punkte über dem Relegationsplatz 16).

Doch in dieser Lage das Tafelsilber — etwa den Stadionnamen — zu verscherbeln, daran denkt der Verein nicht: "Das ist aktuell kein Thema", erklärt Stefan Roßkopf, Pressesprecher des 1. FC Kaiserslautern auf Anfrage, "es macht ja auch keinen Sinn. Wir hätten nur eine schlechte Verhandlungsposition."

Allerdings sah Vorstandschef Stefan Kuntz einen Verkauf des Stadionnamens aus wirtschaftlichen Gründen 2006 durchaus im Bereich des Möglichen. Drei Jahre zuvor hatte der 1. FCK seine Arena schon an die Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern GmbH abtreten müssen, deren einziger Gesellschafter die pfälzische Stadt ist. Und immer wieder mal kommt der Vorschlag, den Stadionnamen zu Geld zu machen — auch von Fans des erfolglosen Pfälzer Teams.

Doch zwei Punkte sprechen dagegen: Zum einen wäre eine Satzungsänderung mit Zweidrittelmehrheit nötig. Ob die bei einer Jahreshauptversammlung der knapp 18 000 Mitglieder realistisch ist? Und 1.FCK-Sprecher Roßkopf führt noch ein wichtiges psychologisches Argument an: "Der Sponsor erwartet einen positiven Effekt vom Kauf des Stadionnamens. Keiner will der sein, der den Fans das Fritz-Walter-Stadion wegnimmt. Es müsste also ein Unternehmen sein, das den Namen Fritz-Walter-Stadion zurückschenkt. Aber wer macht das schon?"

Wie es weitergeht, weiß keiner

In Nürnberg hat die Consorsbank den Wunsch vieler Anhänger nach einem Max-Morlock-Stadion erfüllt. Wie es jedoch in drei Jahren aussieht, wenn die Namensrechte auslaufen, weiß keiner.

Der 1. FCK-Pressesprecher sieht den Geschäftszweig für Teams der Zweiten Liga pessimistisch: "Die Vermarktung des Stadionnamens hat an Bedeutung verloren. Die Unternehmen reißen sich nicht darum." Wenn sportlicher Erfolg ausbleibt, bröckeln die Werbegelder. Mit Sehnsucht dürften die Zweitligisten auf die (noch) erstklassigen Mainzer und Augsburger schielen, die für ihre Stadionnamen jeweils rund zwei Millionen Euro pro Jahr bekommen haben.

Vom FC Bayern München gar nicht zu reden, der dafür sechs Millionen Euro per anno in seine Kassen schaufelt. Einziger Trost für Cluberer und Lauterer: Die Bayern haben keinen Weltmeister von 1954, nach dem sie ihr Stadion benennen könnten.

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