Gratis-Würste aus Sachsen: Nürnberger Budenbesitzer sauer

Nürnberg - Die Sachsen kommen - und Nürnberg geht in Deckung. Die Nachricht, dass der östliche Freistaat während des Christkindlesmarkts Bratwürste verschenken will, lässt die Konkurrenz die Stacheln ausfahren.

„So geht Sächsisch“ heißt die immerhin 6,4 Millionen Euro teure Werbekampagne, deren Ausläufer am 6. Dezember die Nürnberger Innenstadt erreichen werden. Man wolle auf charmante Art für Sachsen werben, kündigt Christian Hoose von der Dresdener Staatskanzlei an. Am genannten Tag sei  „ein klitzekleiner Lieferwagen“ in der Innenstadt unterwegs, der verschiedene Sorten von Grillwürstchen unters Volk bringen werde. Auch Nürnberger seien dabei, so der Sprecher.

Der Mann am Telefon ist so arglos, fast tut er einem leid. Denn auf die sächsische Charme-Offensive reagieren zumindest die Christkindlesmarkt-Händler ausgesprochen pelzig. Allen voran Helmut Nordhardt, bei der Stadt zuständig für den Hauptmarkt. „Die unentgeltliche Abgabe von Waren ist nicht erlaubt“, zitiert er aus der Marktsatzung. Man sei Bratwürsten gegenüber zwar grundsätzlich aufgeschlossen; aber als Werbevehikel dürfe der Christkindlesmarkt nicht missbraucht werden.

Prompt rudert Regierungssprecher Hoose in Dresden zurück. Niemand wolle zur Unzeit auf dem Nürnberger Hauptmarkt Würste verschenken, während die Kundschaft dafür an den Buden ihr sauer verdientes Geld hinlegen muss.

Tatsächlich geht es bei „So geht Sächsisch“ nur nebenbei um die Wurst. Die sei, so heißt es etwa im dortigen Wirtschaftsministerium, nun wirklich keine Kernkompetenz des Freistaates. Da hätten die Thüringer und die Nürnberger klar die Nase vorn. Der Senf, genauer der sogenannte Bautz’ner Senf aus der gleichnamigen sächsischen Stadt, stehe im Mittelpunkt der Werbekampagne. Zwar würden Würstchen kostenlos verteilt, doch an jedem werde ein Pröbchen des scharfen Mostrichs hängen.

Im Rathaus sieht man’s trotzdem kritisch. Sowie der „klitzekleine Lieferwagen“ irgendwo anhalte, sei eine Sondernutzungserlaubnis fällig. Mal sehen, ob die Sachsen ihre Gratiswurst am 6. Dezember vom fahrenden Vehikel werfen. Vielleicht geht Sächsisch ja genau so.