Großer Ärger um Asylunterkunft am Rangierbahnhof

10.6.2014, 05:58 Uhr
Streitpunkt: die Asylbewerberunterkunft am Rangierbahnhof.

© Michael Müller Streitpunkt: die Asylbewerberunterkunft am Rangierbahnhof.

Die ersten 30 sind schon da, Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan. Ihre Namen kleben an den Briefkästen der ehemaligen Bahn-Wohnungen. Gegen die Leute habe man nichts, betonen die Bürger, die mit skeptischen Mienen im kahlen Gemeinschaftsraum der neuen Unterkunft sitzen. Aber warum hier? Wo es in Erlenstegen kein einziges Heim gebe.

Die meisten, die hier am Ausfahrbahnhof Eigentumswohnungen gekauft haben, sprechen mit Akzent, haben selbst Migrationshintergrund. Genau deshalb fühlen sie sich über den Tisch gezogen von der Regierung von Mittelfranken, die zu der Informationsveranstaltung eingeladen hat. 93 Plätze für Flüchtlinge wird es hier im Haus geben. Das erklärt Sachgebietsleiter Robert Busse, der heute keinen leichten Stand hat. "Weil wir hier Ausländer sind", werde ihnen das Heim vor die Nase gesetzt, bekommt er zu hören. Davon sind die aufgewühlten Menschen überzeugt.

Sieben Quadratmeter für jeden Flüchtling

93 Asylbewerber werden hier einziehen. Ob man das schriftlich haben könne, dass es nicht doch 150 Bewohner werden, tönt es aus dem Publikum. Busse nennt die sieben Quadratmeter pro Flüchtling, die auch am Rangierbahnhof eingehalten würden. Glauben mag ihm das kaum einer.

13 solcher Unterkünfte mit 1750 Menschen gibt es derzeit in Nürnberg. Der Regierungsvertreter erzählt von der verzweifelten Suche nach Objekten, die es nun mal in Mischgebieten eher gebe als in Villenvierteln. Robert Busse: "Nennen Sie mir ein taugliches Objekt in Erlenstegen, wir mieten es."

Erlenstegen ist für die verärgerten Nachbarn hier nur ein Synonym für Reichtum, der in ihren Augen vor Asylbewerbern schützt. Sie beklagen, dass ihre Wohnungen bis zu 40 Prozent an Wert verloren hätten, dass die Banken sogar mehr Zinsen nähmen für verlängerte Darlehen. Der Hinweis von Regierungsvertreter Busse, laut Studien habe es in keinem vergleichbaren Fall eine Wertminderung gegeben, verhallt.

Die heftig kritisierte verhaltene Informationspolitik der mittelfränkischen Regierung räumt der Mann aus Ansbach ein. Wer im Vorfeld die Bürger beteilige, bekomme keine einzige Asylbewerber-Unterkunft mehr durch. Und der Bedarf steigt gerade rapide. Kamen 2012 noch 64.000 Flüchtlinge nach Deutschland, rechne man für 2014 bereits mit 200.000. Robert Busse: "Das sind eigentlich ganz normale Menschen." Die Nachbarn versprechen, ihnen beizustehen im neuen Land. Doch lieber wäre es ihnen, wenn die 93 anderswo unterkämen.

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