Hier entsteht Wohnraum: Neues Viertel am Marienberg

16.10.2017, 05:52 Uhr
Hier entsteht Wohnraum: Neues Viertel am Marienberg

© Bischof & Broel

Es war ein Überraschungscoup von Baureferent Daniel Ulrich, denn der Tagesordnungspunkt kam auf den letzten Drücker als Tischvorlage in die Sitzung des Stadtplanungsausschusses. Ulrich entschuldigte sich einleitend dafür, hatte aber eine plausible Erklärung parat: Um Grundstücksspekulationen zu unterbinden, musste der Beschluss ohne vorherige öffentliche Diskussionen getroffen werden, damit ein möglichst niedriger Bodenpreis "eingefroren" werden kann, um letztlich billigen Wohnraum zu ermöglichen.

Das städtebauliche Ziel der Maßnahme ist klar: "Die Entwicklung von Wohn- und Mischbauflächen und den erforderlichen Gemeinbedarfseinrichtungen" im Bereich östlich der Flughafen- und nördlich der Marienbergstraße. Zudem werden "gewerbliche Bauflächen im Bereich der Flughafenstraße" angepeilt. Insgesamt geht es um rund 61 Hektar, die für Ulrich "ein wichtiges innerstädtisches Potenzial" darstellen.

Die Untersuchung soll "unverzüglich" beginnen

Insbesondere mit Blick auf 33.800 Wohnungen, die laut aktuellen Bedarfsprognosen bis zum Jahr 2030 in Nürnberg errichtet werden müssen, sieht die Stadtverwaltung in einer Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme am Marienberg ein "erhöhtes öffentliches Interesse" für das Wohl der Allgemeinheit - was als entscheidendes Kriterium dafür gilt, dass die Stadt das Instrument letzten Endes auch anwenden kann.

Klar ist: Nach dem einstimmigen Beschluss des Stadtplanungsausschusses soll "unverzüglich" mit der Vorbereitenden Untersuchung begonnen werden. Dazu gehört eine zeitnahe Bodenwertermittlung der betroffenen Grundstücke, um frühzeitig belastbare Daten für ein Gutachten und ein Gesamtkonzept zu bekommen. Wie zuletzt bei der Entwicklungsmaßnahme in Herpersdorf könnte ein Regiebetrieb für die Abwicklung gegründet werden.

"Das muss ein großer Wurf werden"

Beim Zeitplan geht das Baureferat davon aus, dass die Ergebnisse bis Ende 2019 vorliegen - samt städtebaulichen Rahmenkonzepte. Sofern sich im Verfahren eine positive Bewertung abzeichnet, könnte Mitte 2019 die Bauleitplanung beginnen. Die Verwaltung geht von einer Umsetzung bis Ende 2029 aus. Doch da die anstehende Untersuchung "ergebnisoffen" ausdrücklich erfolgt, kann sich das Vorhaben auch noch ändern - zum Beispiel vom Gebiet her verkleinern.

Ausgewiesen ist das Areal im Flächennutzungsplan überwiegend als gewerbliche Optionsfläche mit Schwerpunkt Dienstleistung, teilweise auch als Grünfläche und für Sportanlagen sowie als Landschaftsschutzgebiet im Biotopverbund. Allein deshalb drohen noch viele Diskussionen mit Blick auf ökologische Ausgleichsflächen. Dennoch stimmte auch Monika Krannich-Pöhler (Grüne) der Untersuchung zu. Alle Fraktionen plädierten aber für umfangreiche Gespräche mit Betroffenen und den Interessenvertretern im Norden.

Der Vorstadtverein Nord hält jedenfalls "umfassende Gutachten und realistische Szenarien" für notwendig, bevor endgültig über das Ob der Maßnahme entschieden werden könne, so Vorsitzender Tobias Schmidt. "Das vom Baureferenten angekündigte Verkehrsgutachten muss ein großer Wurf werden", fordert er.

Vertagt hat der Ausschuss auf Antrag der CSU die Entscheidung über ein "besonderes Vorkaufsrecht" der Kommune für den geplanten Bereich bis zur Stadtratssitzung am 25. Oktober. Bis dahin will nicht nur Schmidt noch ein Gespräch mit dem Baureferenten über das Großprojekt führen.

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