In Nürnberg: Jogger will mehrere Wölfe gesehen haben

22.1.2020, 15:17 Uhr
In Nürnberg: Jogger will mehrere Wölfe gesehen haben

© Foto: Lino Mirgeler/dpa

"Die Augen tränen ja leicht, wenn man bei eisiger Kälte unterwegs ist", sagt der 59-Jährige im Rückblick. Also rieb er sich die Augen und sah noch mal ganz genau hin. Wilke ist überzeugt davon, dass es sich um einen Wolf gehandelt hat. Das Muttertier war nicht allein. Kurz darauf sah Wilke drei Jungtiere, die er für Jährlinge hält.

Ob die gesichteten Tiere tatsächlich Wölfe waren, kann Stadtjäger Gert Hügel nicht abschließend beurteilen: "Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, würde mich aber nicht darauf versteifen." Bislang sei in Nürnberg noch kein Wolf gesichtet worden: "Aber einmal ist immer das erste Mal", sagt Hügel.

Wölfe können lange Strecken zurücklegen

Generell können Wölfe sehr lange Strecken zurücklegen. In den vergangenen Jahren wurden bereits Wölfe rund um den Truppenübungsplatz in Grafenwöhr und im Veldensteiner Forst gesichtet.

Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg, kann sich nur schwer vorstellen, dass es Wölfe waren. Zu dieser Jahreszeit seien Welpen fast ein Jahr alt und nur von ausgewiesenen Experten von Alttieren zu unterscheiden. Wären Wölfe im Familienverband unterwegs, müsste es dazu weitere Hinweise geben.

Skeptisch stimmt ihn auch die Tatsache, dass das Gebiet, in dem die Tiere gesehen wurden, im Dreieck der Autobahnen 3, 6 und 9 liegt. Welche Tiere tatsächlich auf der Lichtung waren, vermag Wurm nicht zu sagen: "Das käme einem Blick in die Kristallkugel gleich."

Wölfe in Nürnberg? Für Experten unwahrscheinlich

Das Bayerische Landesamt für Umwelt stuft Hinweise auf Wölfe anhand sogenannter SCALP-Kriterien ein. Eine alpenweite Expertengruppe hat sie als Grundlage für ein standardisiertes Monitoring der großen Beutegreifer ausgearbeitet, wie es auf der Homepage des Landesamtes heißt. Die Kriterien teilen Meldungen nach deren Überprüfbarkeit ein.

In der Kategorie C1 handelt es sich um Fakten und Nachweise wie Lebendfang, Totfang, genetischer Hinweis, Foto oder Telemetrie-Ortung. In der Kategorie C2 finden sich bestätigte Hinweise, also durch eine erfahrene Person bestätigte Ereignisse wie Risse oder Spuren. Die aus Nürnberg gemeldete Sichtung landete in Kategorie C3b – als "nicht bestätigte Hinweise – Wolf unwahrscheinlich". Unter C3 finden sich Ereignisse, die nicht überprüft wurden beziehungsweise in der Regel nicht überprüfbar sind, wie Beobachtungen und Rufe.

Seit 2006 konnten in Bayern bereits mehrfach einzelne Wölfe nachgewiesen werden. In der Regel sind das einzelne durchwandernde Tiere, die ihre Elternrudel entweder aus dem süd-westlichen Alpenbogen oder aus der zentraleuropäischen Tieflandpopulation, also aus Polen oder Nord-Ost-Deutschland, verlassen haben. Darüber hinaus gibt es in Bayern in vier Regionen standorttreue Wölfe.

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