Israelitische Kultusgemeinde plant Kindergarten in Nürnberg

21.3.2018, 05:39 Uhr
Israelitische Kultusgemeinde plant Kindergarten in Nürnberg

© Entwurf: rosner.architekten

"Es gibt im Zentralrat der Juden eine Diskussion, wie die Zukunft der jüdischen Gemeinden in Deutschland gesichert werden kann", erklärt Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der IKG. Die einen bauten neue Synagogen, beispielsweise in Regensburg, erläutert er, und warteten auf Gläubige. Doch er glaubt, dass andere Angebote mehr Perspektive bieten. Wie eben ein Kindergarten. "Wer keinen hat, wird sich auf Dauer schwer tun."

Seine Gemeinde zählt heute über 2000 Mitglieder. Doch viele sind schon älter. Nachwuchs fehlt. Hamburger: "Wir müssen die Attraktivität der Gemeinden stärken." Er verweist etwa auf Berlin. Die jüdische Gemeinde dort hätte durch einen neuen Kindergarten großen Anreiz geschaffen.

Der IKG-Vorsitzende weiß, dass im Raum Nürnberg rund 100 junge jüdische Familien mit Kindern leben, die meisten bei internationalen Unternehmen beschäftigt. Viele von ihnen wünschen sich eine eigene Kindertagesstätte mit jüdischem Profil. Hier setzt die Nürnberger Gemeinde nun an.

Neuer Komplex soll 2,7 Millionen Euro kosten

Mittlerweile gibt es einen fertigen Entwurf des Nürnberger Büros rosner.architekten. Die letzte Abstimmungen mit dem Jugendamt laufen, so André Freud, Geschäftsführer der IKG, und Architekt Klaus Rosner. Auf dem Areal der Gemeinde ist Platz für das neue Gebäude – inklusive Außenbereich in der Arno-Hamburger-Straße im Norden Nürnbergs.

Im Kindergarten (Erdgeschoss) sollen zweimal 20 Kinder in Gruppen betreut werden. Hinzu kommen 12 weitere Plätze in der Kinderkrippe (Obergeschoss). Gestartet wird aber erst einmal insgesamt mit zehn Kindern. Wenn alles glatt geht, könnte im späten Herbst bereits mit den Bauarbeiten begonnen werden, so Hamburger. 2,7 Millionen Euro soll der neue Komplex kosten.

Hamburger sagt, dass die Einrichtung offen für alle sei. Die Kita soll 2020 in Betrieb gehen und von 7 bis 18 Uhr geöffnet sein. Aber die Gemeinde-Vertreter betonen , dass hier jüdische Werte und Religion, Bräuche und Riten vermittelt werden. Es gehe viel um Erziehung zu Toleranz und Respekt, so Hamburger. Das koschere Essen kommt aus der Küche des Seniorenheims der Kultusgemeinde.

 Pädagogische Leiterin gibt es bereits

Wer also seine Kinder dort unterbringen möchte, sollte eine gewisse Affinität zum jüdischen Glauben haben. Der Vorsitzende erklärt offen: "Wir wollen über den Kindergarten an Leute herankommen, die wir mit unseren traditionellen Arbeit nicht erreichen." Es gelten in der Kita die jüdischen Feiertage. Doch für nichtjüdische Kinder werde ein Betrieb an solchen Tagen aufrechterhalten. Eine pädagogische Leiterin, die drei Sprachen spricht und in Israel ausgebildet wurde, gibt es bereits.

Die traditionelle Synagoge Chabad Nürnberg betreibt ihrerseits ebenfalls einen jüdischen Kindergarten mit Krippe in der Regensburger Straße.

 

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