Job gefunden, Wohnung fehlt

20.8.2013, 07:08 Uhr
Job gefunden, Wohnung fehlt

© Oliver Acker (www.digitale-luftbilder.de)

Längst hat das Thema die Öffentlichkeit erreicht: Erfolgreiche deutsche Unternehmen brauchen auch in den nächsten Jahren qualifizierte Fach- und Führungskräfte sowie engagierten Nachwuchs. Aber wo sollen die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach getaner Arbeit hin, wie finden sie eine Wohnung?

„Die Sparkasse Nürnberg beschäftigt aktuell überwiegend Mitarbeiter aus der Region, die sich vor Ort auskennen und das Thema Wohnraumbeschaffung meist selbst in die Hand nehmen“, sagt Claudia Sigl, Leiterin Personalbetreuung. Das Kreditinstitut habe ohnehin den Vorteil, über einen eigenen Immobilienbereich und Verbundpartner wie LBS und Sparkassen-Immobilien-Vermittlungs-GmbH zu verfügen, so könne den neuen Mitarbeitern von außerhalb eine ganze Palette an Immobilienkaufangeboten sowie Kontakten zu Vermietern geboten werden.

Bei Rödl & Partner werden Neulinge bei der Wohnungssuche und bei der Auswahl von Stadtvierteln beraten. Personalleiter Michael Rödl sagt: „Wir verfügen auch über eine interne ‚Börse‘, bei der immer wieder Wohnungsanzeigen aufgegeben werden — diese leiten wir dann weiter. Grundsätzlich kümmern sich aber die meisten Mitarbeiter selbst darum. Bedarf besteht häufig bei Praktikanten, die vermitteln wir dann an Studentenwohnheime in der Region.“

Bei der Steuerberatergenossenschaft Datev gibt es nach Angaben von Pressesprecher Thomas Kähler „einen eingeführten Marktplatz für Mitarbeiter im Intranet, auf dem auch Wohnungen und Häuser von Kollegen angeboten werden. Erfahrungsgemäß helfen auch Kollegen in dem jeweiligen Wohngebiet mit Informationen, denn diese gelangen durch persönliche Kontakte an Wohnraum, bevor er auf dem Markt erscheint.“

Bei den Städtischen Werken mit ihren Töchtern Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) und N-Ergie AG stehen die zuständigen Personalreferenten neuen Mitarbeitern zur Seite. Sie helfen nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern geben — für die ersten Wochen — Hotelempfehlungen oder vermitteln den befristeten Bezug einer Werkswohnung.

 


„Aktuell gibt es vier Werkswohnungen, die über den Zentralbereich Personal für neue Mitarbeiter der N-Ergie betreut werden.“, erläutert Pressesprecherin Melanie Söllch. Bei Bedarf können freie Werkswohnungen auch von Mitarbeitern der Städtischen Werke Nürnberg GmbH oder der VAG genutzt werden. „Ziel ist es, neuen Mitarbeitern den Start in Nürnberg zu erleichtern“, so Söllch. „Die Mietdauer in den Werkswohnungen ist zunächst auf sechs Monate beschränkt.“ Bei den Mietern könne es sich um Praktikanten, Trainees, aber auch Fachkräfte handeln, die nicht originär aus Nürnberg stammen und sich erst nach einer Wohnung umsehen müssen.

Keine Projekte in Planung

Über eigene Immobilien, zumeist kleinere Ein- oder Zwei-Zimmerwohnungen, die bevorzugt an Mitarbeiter vermietet werden, verfügt auch die Sparkasse Nürnberg. Personalbetreuerin Sigl erklärt: „Sind hier gerade Wohnungen frei, werden diese vorübergehend und zur Überbrückung bei der Wohnungssuche häufiger Mitarbeitern angeboten, die frisch eingestellt wurden und neu in der Region sind.“

Über neue und mehr Werkswohnungen denken die befragten Nürnberger Unternehmen zurzeit nicht nach. Während die Stadtwerke München gerade den Bau von 500 Werkswohnungen bis zum Jahr 2020 angekündigt haben, wollen die hiesigen Firmen von solchen Projekten nichts wissen. „Der aktuelle Bestand an Werkswohnungen ist ausreichend“, sagt N-Ergie-Sprecherin Söllch.

Bei der Datev wäre der Bau eigener Werkswohnungen nicht mit der Satzung der Genossenschaft vereinbar, so die Auskunft dort. Und Personalchef Michael Rödl meint: „Der Nürnberger Wohnungsmarkt ist nach unserer Erfahrung nicht so angespannt, dass dies notwendig wäre.“

Die Beschaffung von Wohnraum ist nach seiner Meinung „Privatsache der Mitarbeiter“ — er fügt allerdings an: „Für uns ist es wichtig, dass die Mitarbeiter gerne zu uns kommen, dass die Unternehmenskultur und die Perspektiven stimmen. Auch im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Karriere engagieren wir uns, um Defizite im Angebot beispielsweise bei Ganztagsplätzen für Kleinkinder oder bei der Ferienbetreuung auszugleichen.“

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