Katastrophe von Katzwang: Die Lehren aus dem Dammbruch

15.6.2017, 05:58 Uhr
Katastrophe von Katzwang: Die Lehren aus dem Dammbruch

© Friedl Ulrich

Am 26. März 1979 um 15.56 Uhr schrillte in der Feuerwache am Hafen das Telefon: "Greuther Straße, Main-Donau-Kanal, Dammbruch!" Da war die Katastrophe bereits über den Nürnberger Ortsteil hereingebrochen: Eine Wasserwalze bewegte sich mit zerstörerischer Wirkung durch Katzwang.

800 Millionen Liter verwandelten in kurzer Zeit Straßen in reißende Flüsse. Die braune Brühe überflutete Plätze und Gärten, drang in die Keller von Wohnhäusern und in die Ställe von Bauernhöfen ein. Die Wassermassen rissen in Minutenschnelle Krater auf, schwemmten Autos und entwurzelte Bäume mit. In Todesangst mussten die Menschen mitansehen, wie Fassaden und Giebel von unterspülten Häusern wegbrachen. Die Schreckensbilanz der Katastrophe: Ein Todesopfer, acht Verletzte, mehr als ein Dutzend ruinierter Häuser und ein Schaden in Höhe von umgerechnet zehn Millionen Euro.

Erst kurz nach 19 Uhr war der zwei Kilometer lange Abschnitt Eibach-Leerstetten des damals probehalber gefluteten Kanals leergelaufen. Das Wasser hatte sich seinen zerstörerischen Weg durch die zunächst zehn, dann 15 Meter breite Dammbruchstelle und dann weiter durch das tiefer gelegene Katzwang in Richtung Rednitztal gebahnt. Als Unglücksursache listete ein Gutachten später  14 einzelne Faktoren auf, deren Verkettung und unvorhersehbares Zusammenwirken eine katastrophale Dimension entfalten konnte. Ausgangspunkt war eine Fernwasserleitung, die den Kanal an der Dammbruchstelle unterquert.

Günther Zeilinger, damals evangelischer Pfarrer von Katzwang, ist 80 Jahre alt und lebt heute im Ruhestand in Ansbach. Nach dem Dammbruch war er Vorsitzender einer Interessengemeinschaft, die sich um finanzielle Wiedergutmachung  bemühte. Mit der Entschädigung der betroffenen Bürger gab es keine Probleme, erinnert er sich: "Die RMD wollte sich wohl keine Blöße geben und keinen neuen Ärger einhandeln."

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