Kleine Männchen ganz groß

15.7.2015, 19:53 Uhr
Kleine Männchen ganz groß

© Foto: Eduard Weigert

Eigentlich hat alles schon 1975 angefangen. Im zarten Alter von fünf Jahren. Damals hielten die ersten Plastikfiguren Einzug bei Christian Naruisch. „Cowboys und Bauarbeiter waren damals natürlich meine Themen“, grinst der heute 44-Jährige. Und, ja, es gab tatsächlich auch eine Playmobil-freie Zeit in seinem Leben, erzählt der leidenschaftliche Sammler: „Als ich in die Pubertät kam und mich für andere Dinge interessierte, hat meine Mutter alles verschenkt.“ Mit dem Geburtstagswunschzettel des Neffen vor etwas mehr als 15 Jahren nahm dann aber alles wieder seinen Lauf . . .

Inzwischen kann Naruisch nicht mehr sagen, wie viele Einzelteile er besitzt, die Zahl der Figuren schätzt er allein auf 1200 bis 1500. Zwei oder drei von ihnen und eine kleine Kamera hat er so gut wie immer in der Hosentasche dabei, verrät der 44-Jährige. Vor passendem Hintergrund entstehen so die Bilder, die Naruisch als „Woody, der Playmo-Fotograf“ auf Facebook ins Netz stellt. Einfach aus Spaß, sagt Naruisch. „Ich habe noch nie ein Bild verkauft!“

Kleine Männchen ganz groß

© Woody - der Playmo-Fotograf

Seine Sammlung ist in einem eigenen Zimmer im Keller untergebracht, in das sich Naruisch in seiner Freizeit zurückzieht — wenn er denn Lust hat: „Den Großteil meiner Freizeit verbringe ich immer noch mit meiner Familie“, betont er. Auch wenn der Schwimmunterricht der beiden Kinder oder der Spaziergang durch den Stadtpark mit der ganzen Familie dann gerne mal für den ein oder anderen Schnappschuss ausgenutzt wird.

Auf die Idee, die kleinen Plastikfiguren in Szene zu setzen und zu fotografieren, ist Naruisch, der im echten Leben als Verwaltungsbeamter arbeitet, zufällig gekommen. „Auf der Suche nach Ersatzteilen habe ich irgendwann ein Playmobil-Forum gefunden, wo man auf die unterschiedlichsten Ideen stößt.“ Danach sei spontan der Charakter „Woody“ entstanden, benannt nach der Lieblingsfigur der Peanuts: Woodstock. „Woody“ fotografiert alles, was ihm vor die Linse kommt, ein bestimmtes Thema gibt es nicht. Das kann ein Fahrradausflug ebenso sein wie Albrecht Dürer vor seinem Wohnhaus oder der Bahn-Streik der GDL.

Nürnberg statt New York

Aktuell sucht Naruisch im Netz Zubehör zum Thema Arktis für eine Szene im Schnee mit Pinguinen, Eskimos, Seelöwen und einer Forscher-Station.

Kleine Männchen ganz groß

© Woody - der Playmo-Fotograf

„Die Ideen kommen und werden — wenn alles da ist — spontan umgesetzt“, erzählt Naruisch. Auch dann, wenn die Ehefrau gerade den Kürbis für eine Suppe ausschält und ihrem Mann plötzlich der Einfall für eine Halloween-Szene kommt. Zwar verwehrt sich der Nürnberger Sammler dagegen, nur ein Thema zu haben, wie etwa der französische Fotograf Richard Unglik, der mit Playmobil-Figuren berühmte Meisterwerke der Kunstgeschichte nachstellt. Zwei Dinge kehren in den Bildern von Naruisch aber immer wieder: Zum einen wählt der 44-Jährige die Perspektive stets so, dass seine Figuren in der Umgebung auch wirklich leben könnten.

Kleine Männchen ganz groß

© Woody - der Playmo-Fotograf

Zum anderen taucht das Thema Nürnberg immer wieder auf, obwohl Naruisch kein waschechter Franke ist: „Ich bin in Regensburg geboren, lebe aber seit meinem achten Lebensjahr hier und fühle mich spätestens seit der Geburt meiner beiden Kinder als echter Nürnberger.“ Aus diesem Grund hat er auch eines seiner Lieblingsbilder fränkisch inszeniert: Statt vor der New Yorker Skyline sitzen seine Plastikmännlein vor der Nürnberger Burg beim Lunch.

Kleine Männchen ganz groß

© Woody — der Playmo-Fotograf

Die passenden Figuren für seine Bilder hat Naruisch dafür so gut wie immer: „Das ist das Tolle an Playmobil, dass man aus einem Bauarbeiter einen Ritter und dann einen Cowboy machen kann.“ Wie bei Sammlern üblich, findet kaum etwas den Weg aus dem Keller wieder hinaus, gibt Naruisch mit einem fast schuldbewussten Grinsen zu. „Ich verkaufe nur ganz selten etwas, das meiste bleibt hier unten, außer die Kinder leihen es sich mal aus.“

Allein eine Figur wird das Zimmer ziemlich sicher irgendwann verlassen: „Das ist die Figur einer bestimmten Prinzessin“, sagt Naruisch. „Wenn meine Tochter einmal heiraten wird, wird die Prinzessin mein Hochzeitsgeschenk sein. Und wenn sie dann bei ihr zu Hause in einer Vitrine steht, wird sie sie mit Sicherheit an den Papa erinnern!“

Keine Kommentare