Kommentar: Lasst uns über Cannabis-Legalisierung sprechen

27.1.2014, 06:00 Uhr
Der Anbau von Cannabis soll nach Meinung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), illegal bleiben.

© dpa Der Anbau von Cannabis soll nach Meinung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), illegal bleiben.

Homoehe, Energiewende, mehr Umwelt- und Verbraucherschutz, Gleichberechtigung für Frauen: Seit der Wende wurden in Deutschland viele heikle und wichtige Debatten angestoßen, viel hat sich bewegt. In den USA legalisieren nun immer mehr Bundesstaaten den Konsum von Marihuana, US-Präsident Barack Obama ließ unlängst wissen, dass er Kiffen nicht für schädlicher als Alkohol halte. Auch in Deutschland muss darüber geredet werden.

Die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), erweckt in ihren ersten öffentlichen Äußerungen nach ihrem Dienstantritt allerdings nicht den Anschein, als ob sie eine Liberalisierung der Drogengesetze anstrebe. Die gebürtige Lauferin stellt sich gegen Pläne, in Berlin-Kreuzberg einen Coffeeshop nach niederländischem Vorbild zu errichten. “Die Legalisierung des Verkaufs von Cannabis mitten in der deutschen Hauptstadt wäre ein falsches Signal“, sagte Mortler unlängst.

Ein "falsches Signal"? Wofür? Und für wen? Denn die Forderung nach einer geregelten Abgabe von Cannabis nach niederländischem Vorbild kommt noch lange keiner Proklamation einer "bekifften Republik" gleich. Es geht auch nicht darum, den Drogenkonsum zu fördern, sondern darum, ihn zu kontrollieren, gepaart mit einer sinnvollen Präventions- und Aufklärungspolitik.

Prost, Frau Mortler!

Dass Cannabis eine Einstiegsdroge darstellt, liegt an den gesetzlichen Gegebenheiten, die derzeit vorherrschen und eben nicht an der Droge an sich. Denn kaum ein Dealer begnügt sich mit der geringen Gewinnspanne, die ihm der Verkauf von Haschisch oder Marihuana bringt.

Würde man durch die Legalisierung von Cannabis kriminellen Kartellen das Geschäft mit den weichen Drogen entreißen, kämen die meisten Konsumenten erst gar nicht mehr in Kontakt zum harten Stoff, den die Dealer oftmals noch im gleichen Zuge anbieten.

Und schließlich muss die Verhältnismäßigkeit zur, erwiesenermaßen weit schädlicheren, Volksdroge Alkohol geradegerückt werden. Ganz davon abgesehen, dass jeder für seinen Körper selbst verantwortlich ist und Drogenkonsum ein opferloses "Verbrechen" darstellt.

Insofern darf als ein "falsches Signal" höchstens ein Tweet von Marlene Mortler gewertet werden, den sie vor kurzem von der CSU-Klausur in Kreuth aus in die Welt geschickt hat:

 

In diesem Sinne: Prost, Frau Mortler!

 

Wir haben Sie gefragt, was Sie zu dem Thema meinen und ob Cannabis in Deutschland legalisiert werden soll. Die Befragung ist beendet. Das Ergebnis der Abstimmung sehen Sie hier. Sie können weiterhin einen Kommentar unter dem Artikel "Debatte um Cannabis: Braucht Nürnberg Coffeeshops" verfassen und sich so an der Diskussion beteiligen.

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