Laudationes zum 22. Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten

23.7.2014, 08:24 Uhr
Laudationes zum 22. Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten

© Stefan Hippel

  Sonderpreise des Verlegers der Nürnberger Nachrichten:

Zart und kraftvoll, wild und harmonisch zugleich ist Regine von Chossys Bild mit dem rätselhaften Titel „Jorgler“. Ein Energiefeld mit wirbelnden Farbstrudeln, die uns – so scheint es – in mythische Ur-Gründe und lichtdurchflutete Sphären katapultieren. Die Farbe vibriert, die Pinselstriche scheinen in rhythmisch tanzenden Bewegungen aufgebracht zu sein. Dabei ist die Nähe zur Musik, die man hier so deutlich spürt, auch in der Biografie der Künstlerin abzulesen: Seit langem tritt die 1952 in Wunsiedel geborene, heute in München lebende Malerin, Plastikerin und Zeichnerin auch als Sängerin zu improvisierter, experimenteller Musik auf. „Good vibrations“ - in der bildenden Kunst und der Musik.

Ilse Feiner geht es nicht um das Abbilden, das Abmalen der Realität. Zwar wurzeln ihre Bilderfindungen in der Welt der Gegenstände und der organischen Natur, doch sind sie in erster Linie großartige Fantasiegebilde. Souverän setzt Feiner die malerischen Mittel ein, komponiert ihre Nachtschattengewächse aus Farbformen, Lineaturen, offenen und geschlossenen Flächen, die fast an Scherenschnitte erinnern, und erzielt auf diese Weise einen ebenso überzeugenden wie kraftvollen Gesamtklang aller formalen Elemente.

1. PREIS

Was um alles in der Welt tut dieser Mensch da in dem schlicht „Regal“ benannten Bild? Hebt er etwas ins Regal oder holt er es hinunter? Und ist es Zufall dass dieses Etwas an einen Fernseher, eine riesige Kamera oder ein kleines Gemälde – auf jeden Fall etwas Bildgebendes – erinnert und zudem gar nicht in den schmalen Regalboden passen kann? Schnell vermutet man, dass es Andrea Barzaghi, dem jungen Italiener, der seit 2010 an der Nürnberger Kunstakademie bei Thomas Hartmann studiert, mit dieser kafkaesken Situation voller Widersprüche und seiner zwischen Zeichnung und Malerei, Abstraktion und Gegenständlichkeit changierenden Pinselführung um mehr geht, nämlich um grundlegende Fragen der Malerei.

2. PREIS

Klein, aber oho! Es ist schon faszinierend, welches Kunststück Anna Maria Schönrock da auf ihrem nur 20 mal 30 Zentimeter großen Bildlein gelingt. Es hat keinen Titel, was wir sehen, ist aber klar: Eine Servierdame, oder vielleicht noch treffender eine Zofe. Kerzengerade steht sie da mit ihrem adretten Häubchen auf dem Kopf und bringt in ihrer Haltung all das zum Ausdruck, was man mit dieser Berufsgruppe, dieser Art von Frauen verbindet: Gestreng, kontrolliert, ein bisschen verklemmt, gesittet, stilvoll, willensstark und verschwiegen. Immer im Dienst der Herrschaft hält sie ihre eigenen Sehnsüchte und Leidenschaften im Zaum. All das spüren wir, ohne dass die Malerin und mit ihr ihre Figur dafür große Gesten brauchen.

3. PREIS

Ist das eine Insel der Glückseligkeit im rosa Meer, ein neuer Erdteil der Fantasie oder die Schwinge eines Wundervogels, der sich gen Himmel erhebt? Die Assoziationen, die Mariko Tsunoka mit ihrem großformatigen Bild hervorruft, sind so vielfältig wie die Mittel der Ölmalerei, die sie dafür souverän zum Einsatz bringt. „Landschaft“ nennt die junge Malerin, die 1985 geboren wurde und seit 2010 bei Ralph Fleck studiert, ihr Gemälde, in dem sie ihr Gespür für Farbe und ihr handwerkliches Repertoire aufs Schönste unter Beweis stellt.

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