Logo-Streit: Olympia-Bosse ermahnen die Stadt

12.2.2010, 00:00 Uhr
Logo-Streit: Olympia-Bosse ermahnen die Stadt

© Grafik: Stadt Nürnberg

Als DOSB-Generaldirektor Michael Vesper im Rathaus telefonisch nach Horst Förther fragte, war der Sportbürgermeister irritiert. Die Radkampagne «Nürnberg steigt auf« hat zwar auch mit Sport zu tun, für Radverkehr ist aber das Baureferat zuständig. Doch der Sportfunktionär wollte einen hohen Stadt-Vertreter sprechen. Die Sache ist dem Verband offenbar wichtig. Das Logo der Kampagne, teilte der Generaldirektor dem Bürgermeister mit, ähnle zu sehr den fünf olympischen Ringen. Förther solle doch die beiden Embleme vergleichen. Mittlerweile liegt der Stadt auch ein Fax vor. Vielleicht hat ja DOSB-Präsident Thomas Bach das Logo in den NN gesehen. Er wohnt im Landkreis Erlangen-Höchstadt.

Bei der Stadt ist man verwundert

Jetzt wird geprüft, wie man mit dem Vorwurf umgehen soll. Konsequenzen wurden der Stadt bisher nicht angedroht, doch ein Rückzug indirekt nahegelegt. «Ich war schon verwundert«, sagt Förther. Doch man ist vorsichtig im Rathaus. Durch die Fußball-WM sind die Fallstricke des Markenrechts bekannt. Die Fifa schreibt aktuell schon wieder – vor der WM in Südafrika – an die Medienverbände mit dem Hinweis auf Markenverstöße. Bei der Vermarktung von Eisbär Flocke ließ die Stadt Nürnberg selbst Schutzrechte erwirken und kontrollieren. «Bevor es uns viel Geld kostet, müssen wir wohl reagieren«, sagt Nichtjurist Horst Förther in einer ersten Einschätzung des Logo-Streits mit den erzürnten Olympia-Funktionären.

Die fünf Ringe hat Pierre de Coubertin, zugleich Erfinder der Spiele der Neuzeit, 1913 entworfen. Die Farben sind Blau, Gelb, Schwarz, Grün und Rot vor weißem Hintergrund. Sie stellen laut Erfinder die fünf Erdteile dar, die Farben entsprechen denen der Nationalflaggen auf der Welt.

Ein Logo mit sechs Ringen

Das Nürnberger Logo hat sechs Ringe. Es stellt – stilisiert – drei Radler in Aktion dar. Rot steht als Farbe der Stadt und für Dynamik, grün für Ökologie und Gelb für Licht und Sonne. Fahrräder haben nun mal zwei Räder, so Alexander Hettich von der Nürnberger Agentur Alpha 01, die das Logo entwickelt hat. Drei seien in der Gestaltung die übliche Zahl für eine Gruppe. An die Olympia-Ringe habe keiner dabei gedacht, versichert er.

Das Emblem ist seit 2004 auch in Deutschland per Olympia-Gesetz geschützt. Eigens für die (gescheiterte) Bewerbung Leipzigs. Das IOC vergibt die Spiele nur an Länder, die solch ein Gesetz haben. Untersagt ist im Gesetz, Embleme zu verwenden, die «dem olympischen Emblem ähnlich sind, wenn wegen der Ähnlichkeit die Gefahr von Verwechslungen besteht, einschließlich der Gefahr, dass das Emblem mit den Olympischen Spielen oder der Olympischen Bewegung gedanklich in Verbindung gebracht wird«. Es droht eine Unterlassungserklärung und Schadenersatz.

Die Vorwürfe werden geprüft

Die Stadt, so Walter Lindl, Leiter des Rechtsamt, lässt den Vorwurf einer Verwechslung nun prüfen. Einer juristischen Bewertung möchte er nicht vorgreifen. Das Verkehrsplanungsamt nimmt nach den Winterspielen in Vancouver Kontakt zum Verband auf, so Leiter Frank Jülich, um Missverständnisse auszuräumen. «Wir kommen uns doch nicht in die Quere.« Eine Anfrage der Redaktion beim DOSB blieb gestern unbeantwortet.