Mehrere Frauen vergewaltigt: Zehn Jahre Haft für Sanitäter

4.12.2017, 14:38 Uhr

Grausamkeiten aller Art sind Routine für Strafrichter am Landgericht. Doch manche Fälle machen auch einen erfahrenen Strafkammervorsitzenden fassungslos. Der von Lars M. (Name geändert) ist so einer: "Da bleibt einem die Luft weg. Da kommt man ins Schlucken", sagt Ulrich Flechtner, Vorsitzender der 13. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg Fürth, als er das, was der Angeklagte getan hat, noch einmal zusammenfasst.

Der 41-jährige Rettungssanitäter aus dem Kreis Fürth hat zwischen 2009 und 2016 in 31 Fällen 23 Frauen vergewaltigt oder sexuell missbraucht. Mit den meisten war er befreundet.

Der Weg zu den Taten war, so der Richter, "eine regelrechte Inszenierung verschiedener medizinischer Studien", die Lars M. angeblich im Auftrag der Uni Erlangen durchführte und für die er Probandinnen zu suchen vorgab: Er verteilte Fragebögen, sprach von Schweigepflichten und verschickte Mails im Namen eines nicht existierenden Professors.

Lars M. filmte seine Taten

Den Fall deckten schließlich zwei Frauen auf, die nach den "Untersuchungen" misstrauisch wurden und ihn anzeigten. Nachdem sich Lars M. das Vertrauen der Frauen erschlichen hatte, versetzte er sie mit dem Betäubungsmittel Midazolam in einen willenlosen Zustand, verging sich an ihnen, fotografierte und filmte seine Taten, die teils bei den Opfern zu Hause stattfanden.

Richter Flechtner bringt es so auf den Punkt: "Er hat das Vertrauen der Frauen schamlos ausgenutzt und sie ohne jede Empathie zu bloßen menschlichen Sexpuppen degradiert." Für eine angebliche Studie zur Sexualforschung ließ M. die "Probandinnen" in Fragebögen ihr Intimleben ausbreiten.

Ihre Antworten benutzte er dann, so Flechtner wörtlich, als "Wichsvorlage". Mehreren Frauen versprach der Sanitäter Geld für die Teilnahme. Als einige die "Untersuchungen" abbrechen wollten, drohte er ihnen Vertragsstrafen an. Andere versetzte er in Angst, indem er ihnen erzählte, in ihrem Körper seien Krebszellen entdeckt worden.

Auch damalige Lebensgefährtin unter den Opfern

Zu seinen Opfern gehörte übrigens auch seine damalige Lebensgefährtin, mit der er eine kleine Tochter hat. Und eine schwer geistig Behinderte. Und eine 14-Jährige. Der schlimmste Fall aus Sicht der Richter ist aber folgender: Als Sanitäter rettete der 41-Jährige einer jungen Frau nach einem Selbstmordversuch das Leben. Wie er erfuhr, wurde sie schon in ihrer Jugend vergewaltigt.

Das hielt M. nicht davon ab, sich auch an dieser Frau zu vergreifen - ganze fünf Tage nach ihrem Suizidversuch. "Was Sie sich da geleistet haben", sagt Richter Flechter zum Angeklagten, "macht wirklich sprachlos." Unter anderem wegen schwerer Vergewaltigung in sieben Fällen und sexuellem Missbrauch widerstandsunfähiger Personen in zehn Fällen, jeweils mit gefährlicher Körperverletzung, hat die Kammer Lars M. zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Auch eine Sicherungsverwahrung stand im Raum. Der forensische Psychiater Michael Wörthmüller stufte Lars M. als voll schuldfähig ein, attestierte ihm aber eine abnorme Vorliebe für Frauen in widerstandsunfähigem Zustand. Der Angeklagte, der seine Taten zugab und Reue zeigte, will in der Haft eine Sexualtherapie machen.