Meisengeige schließt wegen verschärfter Bauauflagen

25.9.2013, 13:34 Uhr
Meisengeige schließt wegen verschärfter Bauauflagen

© Karlheinz Daut

Bei einem großen Fest am 31. Oktober nehmen die Betreiber und Mitarbeiter nun Abschied von ihrem Publikum, das sie über 43 Jahre begleitet hat.

Seit 1970 ist das kleine Kino in dem denkmalgeschützten mittelalterlichen Gebäude am Laufer Schlagturm 3 ansässig. Nun bereiten der Meisengeige allerdings Änderungen in der bayrischen Bauordnung massive Probleme. Sondergenehmigungen für denkmalgeschützte Objekte solle es künftig nicht mehr geben, Neubau-Standards seien jetzt auch für alte Gebäude erforderlich, teilte Betreiber Wolfram Weber mit.

"Um die Auflagen zu erfüllen, müsste voraussichtlich ein sechsstelliger Betrag in das Objekt investiert werden", heißt es in einer Presseinformation. So viel wolle der Vermieter jedoch nicht für das Haus aufwenden. Auch für die Betreiberfirma Fantasia Film kämen "solche massiven baulichen Investitionen in ein Fremdobjekt nicht in Frage".

Eine Lösung ließ sich nicht finden, da die Besitzer das Kaufangebot der Fantasia abgelehnt hätten. "Sämtliche Kompromisse und Vorschläge, die eine Weiterführung des Kinos ermöglicht hätten, scheiterten an der damit verbundenen Forderung des Vermieters, dass wir uns vertraglich für Jahrzehnte binden", so die Fantasia Film.

Erst vor drei Jahren wurde der 40. Geburtstag des Kinos gefeiert und optimistisch in die Zukunft geblickt. "Dass man dieses Kino nicht nur nüchtern als Unternehmer sehen darf, war uns klar", sagt Kino-Besitzer Wolfram Weber, dem auch das Cinecitta und das Cinemagnum gehören: "Die 'Geige' hat über Jahre nur eine ‚schwarze Null' geschrieben." 

Was zukünftig in den Räumen der „Geige“ passieren soll, ist ungewiss. Vage angedacht seien vom Hausbesitzer Luxus-Gastronomie oder Wohneinheiten.

Die Meisengeige blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. "Ein solches Programm bot damals, Anfang der 70er, kein Nürnberger Kino", erinnert sich Weber. Filme von Kurosawa bis Polanski, aus der französischen Kino-Bewegung Nouvelle Vague und Kurzfilme der Oberhausener Gruppe flimmerten über die Leinwand. Deutsche Autorenfilmer wie Werner Herzog und Volker Schlöndorff waren gerngesehene Gäste, der amerikanische Underground wurde unter anderem durch John Waters höchstpersönlich vertreten. "Die Anarcho-Kult-Komödie 'Harold und Maude' haben viele Nürnberger zum ersten Mal in der Meisengeige angeschaut", meint Weber.

Seinen Retro-Charme hat sich das kleine Kino mit Außenbereich auf der Laufer Gasse stets bewahrt. Die Technik sei jedoch auf dem allerneuesten Stand; als eines der ersten deutschen Programmkinos sei die Meisengeige mit digitalen Projektoren ausgestattet worden, so die Betreiber.

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