Meistersingerhalle kann umstrittene AfD-Lesung nicht verhindern

15.5.2014, 09:02 Uhr
Am Samstag findet in der Meistersingerhalle eine von der AfD organisierte Lesung mit dem umstrittenen Autor Akif Pirinçci ("Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuel­le und Zuwanderer") statt.

© Roland Fengler Am Samstag findet in der Meistersingerhalle eine von der AfD organisierte Lesung mit dem umstrittenen Autor Akif Pirinçci ("Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuel­le und Zuwanderer") statt.

Im Marientorzwinger hatte sich die AfD unlängst eine Abfuhr geholt. Im Bratwurst-Röslein konnte sie zunächst eine Wahlveranstaltung mit ihrem Sprecher Konrad Adam durch­führen. Inzwischen kommt die "Alter­native für Deutschland" aber auch dort nicht mehr rein. Das Menschen­rechtsbüro der Stadt Nürnberg ist sogar an einer Broschüre beteiligt, die den Wirten Hilfestellungen gibt, wie bei derartigen, meist auf den ersten Blick nicht erkennbaren Veranstal­tungsanfragen zu verfahren ist.

Leider greifen diese Tipps nicht für die eigenen städtischen Veranstal­tungsstätten. Deswegen findet am Samstag, 17. Mai, in der Meistersingerhalle eine von der AfD organisierte Lesung mit dem umstrittenen Autor Akif Pirinçci ("Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuel­le und Zuwanderer") statt. "Ein Priva­ter kann sagen 'Du gefällst mir nicht!', wir sind aber verpflichtet, den reinzulassen", bedauert Petra Baier­lipp, stellvertretende Leiterin der Meistersingerhalle. Baierlipp erinnert dabei an die NPD, die sich immer wie­der gerichtlich eingeklagt habe.

Im Augenblick sähen die Allgemei­nen Geschäftsbedingungen eine vage Formulierung vor, mit der zweifelhaf­ten Veranstaltern eine Absage erteilt werden könne. Demnach müsse eine Störung der freiheitlichen Grundord­nung und eine Gefahr für die Stadt vorliegen. Inzwischen gibt es aller­dings eine - noch nicht rechtskräftige - Neufassung. Dort ist wesentlich kon­kreter etwa von antisemitischen, ras­sistischen, homophoben, fremden­feindlichen oder menschenverachten­den Äußerungen die Rede.

Liest am Samstag in Nürnberg: Akif Pirinçci.

Liest am Samstag in Nürnberg: Akif Pirinçci. © dpa

Fliederlich protestiert gegen die Autorenlesung

Ob diese Formulierungen ausge­reicht hätten, um die Veranstaltung mit Pirinçci abzusagen? Doris Groß vom Menschenrechtsbüro hält die Ver­anstaltungsstätten bei derartigen Ein­zelfallentscheidungen für überfor­dert. Einfach, wie beim Rathaussaal, festzulegen, 40 Tage vor der Wahl wer­den keine Parteiveranstaltungen mehr durchgeführt, sei auch keine Lösung. "Das geht dann gegen alle demokratischen Parteien." Bei der AfD sei es zudem schwieri­ger als etwa bei der NPD. "Da gehört auch ein Hans-Olaf Henkel dazu", gibt Baierlipp zu bedenken. Der ehe­malige BDI-Präsident werde schließ­lich auch in Talkshows der öffent­lich-rechtlichen Sender eingeladen.

Dass sich die gleichen Sender auch mit Pirinçci hart tun, bewies unlängst das ZDF. Im Morgenmagazin durfte der Autor seine Thesen ausbreiten. Die Verantwortlichen reagierten erst im Nachhinein und ließen das Inter­view aus der Mediathek entfernen.

Gegen Pirinçcis Lesung in Nürnberg protestiert am Samstag ab 18 Uhr die Schwulen- und Lesbenorganisation Fliederlich vor der kleinen Meistersingerhalle. Unterstützt wird der Verein dabei vom Bündnis Nazistopp.

Schon um 14 Uhr ruft Fliederlich am Samstag zu einem "Die-in" mit anschließendem Schweigemarsch zur Gedenkstelle der homosexuellen Opfer des NS-Regimes auf. Grund ist der "International Day Against Homophobia". Die Teilnehmer treffen sich am Hallplatz Ecke Königstraße.

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