Mit Abstandsmesser für mehr Sicherheit

3.6.2018, 19:06 Uhr
Mit Abstandsmesser für mehr Sicherheit

"Wir möchten auf zum Teil sehr gefährliche Situationen aufmerksam machen", sagte Organisator Ludwig Eble, der als Tour-Guide beim ADFC tätig ist, vor der Abfahrt am Künstlerhaus unweit des Hauptbahnhofs. Die Vorschrift in der Straßenverkehrsordnung, dass Kraftfahrzeuge mindestens 1,50 Meter Abstand zu einem Fahrrad einhalten müssen, sei bei vielen Autofahrern nicht mehr bekannt.

"Ein Teilnehmer hat uns auf dieses Thema aufmerksam gemacht", erklärte Eble. Das Ziel lautet: "Mehr Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer aufeinander". Auch Ulrich Zepf, der jeden Tag auf dem Fahrradweg auf dem Nordring fährt, hat viele brenzlige Situationen erlebt. Der Fahrradstreifen sei dort an vielen Stellen nur einen Meter breit. "Eigentlich müsste jeder Autofahrer – und vor allem Lastwagenfahrer – auf die linke Spur wechseln, um den Sicherheitsabstand einzuhalten", so Zepf. Oft beobachtet er, dass nur 30 Zentimeter rechts daneben ein 40-Tonner steht.

Im Paragrafen 5 der Straßenverkehrsordnung heißt es, dass man als Autofahrer beim Überholen einen "ausreichenden Seitenabstand" insbesondere zu Fußgängern und Fahrradfahrern einhalten muss. Die Gerichte sahen es bisher als regelmäßig an, dass ein Abstand von 1,50 bis zwei Metern eingehalten werden muss. Grund: Mit dem "Ausschwenken" des Radfahrers müsse gerechnet werden (Kammergericht Berlin, 2002 - 12 U 9590/00).

Nach und nach trudelten die Teilnehmer der ersten "Spontanaktion" des ADFC ein. Einige Radler hatten sich Abstandsmesser auf den Gepäckträger geschnallt – und zeigten so nach links an, wie viel Abstand ein Autofahrer halten müsste. Für Verwunderung sorgte bei vielen Teilnehmern, dass die selbst gebastelten Abstandsmesser nur 1,30 Meter lang waren – der Abstand auf den ersten Blick aber viel breiter wirkte als gedacht.

Mit Abstandsmesser für mehr Sicherheit

© Fotos: Sebastian Müller

Die rund 30 Radler bildeten einen Verbund und mussten so zusammenbleiben – auch wenn eine Ampel rot wurde, sie durften aber nicht auf dem Radweg fahren. Erst ging es die Königstraße hinunter in Richtung Theatergasse und Sparkasse. Dort fuhren sie zur Erheiterung einiger Autofahrer ein paar Ehrenrunden im Kreisverkehr. Niemand hupte oder regte sich auf – von Passanten und Autofahrern kamen eher verständnisvolle Blicke. Überhaupt: Die Menschen am Straßenrand reagierten eher erfreut, manche klatschten sogar.

Dann steuerten die Radler über Theatergasse und Kornmarkt die Färberstraße an, um danach auf den Frauentorgraben abzubiegen. Hier gab es vor einer Ampel eine kurze kritische Situation: Ein Autofahrer hupte, während die Radlergruppe auf eine rote Ampel zufuhr, die er gerade noch bei Gelb passierte. Über die Ludwigstraße ging es am Polizeipräsidium vorbei und die Adlerstraße entlang, dann hinunter zur Pegnitz und zum Kontumazgarten. Die etwa 40-minütige Aktion verlief unfallfrei und war für den ADFC "ein voller Erfolg". Gut fand sie der Auszubildende Michael Kolus. "Wir sind als Fahrradfahrer auch noch da und es ist gut, dass wir zeigen, dass wir viele sind."

Mehr Radwege gefordert

Solche "Spontanaktionen" des Fahrradclubs sollen fortgesetzt werden. "Wir lassen uns nicht länger abwimmeln" steht bezeichnend auf einem Flyer. Der ADFC ist verkehrspolitisch aktiv und will zeigen, was viele Radler stört. "Autofahrer sollten sich über jeden Radler freuen – ein Auto weniger, das die Straßen verstopft", heißt es auf der Broschüre. Gefordert werden unter anderem mehr Fahrradwege, zudem organisiert der ADFC Touren und gibt Tipps rund ums Fahrradfahren.

Anmelden kann man sich für die Aktionen unter spontanaktionen@adfc-nuernberg.de oder unter Facebook @spontisadfc

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