Nach Feuer: Sankt Martha soll wieder aufgebaut werden

7.6.2014, 12:52 Uhr
Bis auf die Sandstein-Grundmauern ist die knapp 630 Jahre alte Kirche St. Martha ausgebrannt. Seit Freitag laufen die Sicherungsmaßnahmen.

© Michael Matejka Bis auf die Sandstein-Grundmauern ist die knapp 630 Jahre alte Kirche St. Martha ausgebrannt. Seit Freitag laufen die Sicherungsmaßnahmen.

Kaum sind die letzten Glutnester erstickt, laufen schon die ersten Not­maßnahmen an. Eine Gerüstbau-Fir­ma baut seit Freitagvormittag ein Rettungsgerüst auf, um den Frontgiebel des Sandsteinbaus zu sichern. Nachdem der hölzerne Dachstuhl in der Nacht zum Donnerstag ein Raub der Flammen geworden ist, gilt die spätgo­tische Front von St. Martha als stark einsturzgefährdet. Schon eine stär­kere Windböe könnte ausreichen, um den Giebel zu Fall zu bringen: Eine große Gefahr für die Menschen in der Nachbarschaft – aber auch für den Fortbestand des Gotteshauses, das neben St. Klara zu den ältesten in Nürnberg zählt.

Bereits im Verlauf des Donnerstags haben Statiker der städtischen Baube­hörde, der Architekt, der Baubeauf­tragte der Martha-Gemeinde sowie weitere Fachleute die nächsten Schrit­te festgelegt.

Seit Freitagmorgen liegt der detail­lierte Plan eines Gerüststatikers vor, nach dessen Vorgaben jetzt ein breites Gebilde aus silbrig glänzenden Metall­rohren in die Höhe wächst. Zahllose Rückverankerungen müssen in die Sandsteinmauer geschlagen werden, riesige Sandsäcke sollen als Gegen­gewichte herhalten. Und nicht zuletzt wird ein Fußgängertunnel zwischen Königstraße und dem Eingang des Gemeindehauses entstehen, damit die Kita-Kinder nach den Pfingstferien ungefährdet in den Kindergarten im ersten Stock des Gemeindehauses zurückkehren können.

Dann geht es an den Brandschutt. Dort, wo bislang Gemeindemitglieder gebetet, wo Konzertbesucher vielfälti­ger Kirchenmusik gelauscht haben, türmen sich jetzt verkohltes Dachge­bälk und die Überreste der Orgel, die drei kleinen Kirchenglocken sowie abertausende Dachpfannen. Um die Trümmer aus der Brandruine heben zu können, muss ein Schwerlastkran hinter dem Gotteshaus aufgebaut wer­den. Dessen Gewicht soll eine Beton­platte gegen den weichen Untergrund abstützen. Angesichts der engen Bebauung kommt dies einer Mammut­aufgabe gleich.

Erhebliche Schäden an einer Gebäudewand

Auch sonst gibt es im Moment weit mehr Fragen als Antworten. Ist der hölzerne Boden der drei Kirchenschif­fe zu retten – und wie sieht es darun­ter aus? Haben die drei kleinen Glo­cken überlebt? Ist das Blei aus den zer­schmolzenen Orgelpeifen ins Erdreich gelangt? Und vor allem: Wie sehr hat der Sandstein unter der Brandhitze gelitten? Angesichts der Einsturzge­fahr ist der Kirchenraum noch nicht betretbar. Doch schon von außen haben Fachleute erhebliche Schäden an der hinteren Gebäude­wand ausgemacht – und bis zu drei Zentimeter tie­fe Abplatzungen an den Sandstein-Pfeilern im Kir­cheninneren.

Thomas Pickl, der Beauf­tragte der Martha-Gemein­de für die ursprünglich ge­plante Kirchensanierung, ist dennoch optimistisch, dass die Giebelwände wei­ter tragen. Der Gebäude­versicherer war bereits mit einem Sachverständi­gen vor Ort. Für die bishe­rigen Maßnahmen sei volle Kostendeckung zugesagt, berichtet Pickl. Der Rest werde sich in den nächs­ten Monaten zeigen.

Bald werden Sponsoren gesucht

In dieser Zeit der Dia­spora finden die Gemein­deglieder Aufnahme in den Nachbargemeinden. Ob Gesprächskreise, Bibel­stunden oder Gottesdiens­te, überall gebe es „nur offene Türen für uns“, berichtet Pfarrer Dieter Krabbe bewegt. Zumin­dest eine der drei Glocken würde er gerne gerettet sehen. Ähnlich wie in St. Lorenz könnte sie spä­ter zu einem Mahnmal in der wieder errichteten Martha-Kirche werden.

Parallel dazu denkt Krabbe schon über Spon­soring-Ideen nach. Denn der Fundus historischer Dachziegel, die für die ursprüngliche Sanierung des Gotteshauses zum Stückpreis von 250 Euro verkauft werden sollten, ist mit dem Brand verlo­ren gegangen. An den Bau­zaun in der Königstraße möchte der Gemeindepfar­rer ein riesiges Plakat mit einem Foto des intakten Hauptschiffs hängen, das den Wiederaufbau des Gotteshauses verspricht. Und für das vollkommen zerstörte Kirchendach könnte er sich moderne Lösungen bis hin zu einer Glaskonstruktion vorstellen.

Was den verheerenden Brand in der Nacht zum Donnerstag ausgelöst hat, bleibt aber vorerst noch offen. Die Brandermittler der Nürnberger Kripo können den Gebäudetorso erst betre­ten, wenn die Giebelwände gesichert sind. Das dürfte kaum vor nächster Woche der Fall sein. Zudem stellt sich die Frage, wie stark Flammen und Hit­ze gewütet haben.

Offiziell ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Doch zumindest im Moment gibt es auf vor­sätzliche Brandstiftung ebenso wenig greifbare Hinweise wie auf einen Kurzschluss in der Elektrik. Ein wenig mehr Klarheit, so ein Polizei­sprecher am Freitag, könnte es vielleicht schon Mitte nächster Woche geben.

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