Neues Gemeindehaus für Israelitische Kultusgemeinde

4.7.2016, 06:00 Uhr
Neues Gemeindehaus für Israelitische Kultusgemeinde

© Michael Matejka

Der Verkehrsausschuss des Stadtrats hatte bereits im April beschlossen, dass ein Teilstück der Johann-Priem-Straße in Arno-Hamburger-Straße umbenannt wird. Der im Jahr 2013 verstorbene, langjährige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde hatte das gestern eröffnete Gemeindezentrum auf den Weg gebracht.

Nur noch 20 von einst 9600 Menschen jüdischen Glaubens lebten nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg. Bleiben oder nach Israel auswandern? Vor dieser Frage standen die wenigen Überlebenden des nationalsozialistischen Völkermords. Arno Hamburger entschied sich fürs Bleiben und baute in den folgenden Jahrzehnten die Gemeinde wieder auf. Vor allem durch Zuwanderer jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Gemeinde auf heute 2100 Mitglieder an.

Neue Herausforderungen

Mit dem Zuwachs kamen auch neue Herausforderungen auf die Gemeinde zu, berichteten die Kinder von Arno Hamburger, Ursula Abrahamy und Jo-Achim Hamburger: Die Neuankömmlinge mussten in Nürnberg integriert und an den Glauben, den sie in ihren Herkunftsländern oft jahrzehntelang nicht ausüben konnten, herangeführt werden. Die bisherigen Räume der Gemeinde wurden für diese Aufgaben zu eng. 2009 entstand die Idee zu einem neuen Gemeindezentrum. 2012 begannen die Planungen für den modernen und etwa fünf Millionen Euro teuren Bau.

Nun steht ein puristischer, rechteckiger Bau auf dem Grundstück neben dem Seniorenheim der IKGN. Entworfen wurde er von den Nürnberger Architekten Klaus Rosner und Mehdi Shabani. Vor allem die jungen Gemeindemitglieder haben viel Raum bekommen: Die rund 120 Mädchen und Jungen können in zwei Klassenzimmern jüdischen Religionsunterricht erhalten und haben einen Jugendraum als Treffpunkt. Herzstück ist der 244 Quadratmeter große und lichtdurchflutete Arno-Hamburger-Saal.

In Stadtgesellschaft einbringen

So wie sich der Festsaal durch seine raumhohen Fenster nach außen hin öffnet, möchte sich auch die Gemeinde präsentieren: "Wir wollen uns in die Stadtgesellschaft einbringen", sagte Jo-Achim Hamburger. Unter anderem mit Diskussionsrunden, Festen, Kultur- und Bildungsveranstaltungen wolle man aufklären, den Dialog zwischen Religionen und Kulturen fördern und falsche Vorstellungen über das Judentum abbauen, so die Kinder von Arno Hamburger.

Das wünschte sich auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU): Das neue Gemeindezentrum solle dazu beitragen, "jüdisches Leben in Nürnberg wieder so selbstverständlich zu machen, wie es vor 1933 war", so der Politiker. Allerdings, daran erinnerten sowohl Herrmann, als auch Oberbürgermeister Maly und der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sei das nicht nur Aufgabe der jüdischen Gemeinde. Die Nürnberger Stadtgesellschaft müsse sich klar gegen antisemitische Tendenzen positionieren, so die Redner.

Keine Kommentare