NSU: Wieviel wusste Zschäpe von den Morden?

3.11.2012, 10:30 Uhr
NSU: Wieviel wusste Zschäpe von den Morden?

© Bernd Thissen (dpa)

Rund ein Jahr später steht die Bundesanwaltschaft kurz vor einer umfangreichen Anklage gegen die 37-jährige Zschäpe, die als Mitbegründerin der Zwickauer Neonazi-Terrorzelle gilt. Die Gruppierung soll von 2000 bis 2007 zehn Menschen aus rechtsextremistischen Motiven heraus ermordet haben.

Ein Jahr nach Auffliegen der Terrorzelle wird nun bis Mitte November mit der Anklage gegen Zschäpe und zumindest gegen einige der mutmaßlichen NSU-Unterstützer gerechnet.

In der ersten Zeit von Zschäpes Untersuchungshaft gab es noch die Hoffnung, dass sie „auspacken“ würde. Doch die 37-Jährige schweigt bis heute. Die Bundesanwaltschaft hat nach eigener Einschätzung trotzdem genug Material gesammelt, um Zschäpe anklagen zu können: Mehr als 500 Aktenordner mit Ermittlungsergebnissen liegen vor.

Die Anklageerhebung wird voraussichtlich vor dem Oberlandesgericht München erfolgen. Denn in Bayern liegt ein räumlicher Schwerpunkt

der Taten. Fünf der zehn Morde wurden im Freistaat begangen – drei in Nürnberg und zwei in München. Der Prozess vor dem Staatsschutzsenat des OLG München dürfte im Früh-jahr 2013 beginnen. Inzwischen deutet

vieles darauf hin, dass Zschäpe mit einer Anklage nicht nur wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und besonders schwerer Brandstiftung, sondern auch wegen mehrfachen Mordes rechnen muss. Damit drohte ihr lebenslange Haft.

Ihr könnte demnach eine Beteiligung an den zehn Mordtaten vorgeworfen werden, die mutmaßlich von Mundlos (38) und Böhnhardt (34) verübt worden sein sollen. Der Vorwurf der Beteiligung kann juristisch als Mittäterschaft oder Beihilfe zum Mord gefasst werden. Denn die Ermittler gehen offenbar davon aus, dass Zschäpe von den Mordtaten Kenntnis hatte und eingeweiht war.

In einem BGH-Beschluss zur Fortdauer der U-Haft hieß es, innerhalb des Terrortrios habe Zschäpe „eine im Verhältnis zu Böhnhardt und Mundlos durchaus gleichberechtigte Stellung“ innegehabt. Zschäpe selbst hatte bei ihrer Festnahme gesagt, nach dem Untertauchen sei sie mit Böhnhardt und Mundlos eine Art „Familie“ gewesen.

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