Nürnberg muss Millionen in U-Bahn-Netz pumpen

13.7.2016, 06:00 Uhr
Dieses und weitere Bilder finden Sie im in dem Buch "Unter Grund. U-Bahn-Stationen in Deutschland" von Micha Pawlitzki.

© Micha Pawlitzki Dieses und weitere Bilder finden Sie im in dem Buch "Unter Grund. U-Bahn-Stationen in Deutschland" von Micha Pawlitzki.

Zum Beispiel die Aufzüge an den U-Bahnhöfen Stadtgrenze und Rennweg. Sie sind gut 23 Jahre alt, haben bis zu 3,8 Millionen Fahrten hinter sich – und zeigen nun erhebliche Mängel. Ersatzteile für elektrische, mechanische und hydraulische Komponenten ließen sich auftreiben, allerdings nur noch als teure Sonderanfertigungen, heißt es in der Vorlage für die Ausschussmitglieder. Eine Kompletterneuerung der Aufzüge für rund 350.000 Euro halten die Fachleute unter dem Strich deshalb für wesentlich wirtschaftlicher.

Ähnlich sieht es beim Bahnsteig-Sicherungssystem aus, das für die Automatische U-Bahn eingebaut wurde. Der erste Automatik-Streckenabschnitt ging im Jahr 2008 in Betrieb, doch die Anlagen wurden bereits 2005/2006 installiert, weil die Automatikzüge ursprünglich 2006, zur Fußball-WM in Deutschland, nach Fahrplan rollen sollten.

Nach zehn Jahren mit rund 100.000 Stunden Dauerbetrieb haben Schmutz und Reinigungsaktionen, Temperaturschwankungen und Reparaturen so viele Spuren hinterlassen, dass ein Teil der Komponenten ausgetauscht werden muss. Kostenpunkt: 5,275 Millionen Euro.

Rolltreppen werden für 1,5 Millionen Euro ausgetauscht

Und so geht es weiter. Erneuerungsarbeiten im Oberbau auf der U-Bahnlinie 1 schlagen mit fast 870.000 Euro zu Buche. Die Erneuerung einer Weiche im U-Bahnhof Frankenstraße setzen die Experten mit rund 185.000 Euro an. Neue Stromschienen-Träger zwischen den Bahnhöfen Gostenhof und Maximilianstraße belasten den Stadtsäckel voraussichtlich mit rund 490.000 Euro.

Auf rund 700.000 Euro addieren sich verschiedene Brandschutz-Maßnahmen. Am Betriebshof müssen Bahnanlagen für knapp 520.000 Euro umgebaut werden. Nicht zu vergessen die Rolltreppen: Mit bis zu 30 Jahren Betriebszeit und bis zu 100.000 Betriebsstunden sind sie in den U-Bahnhöfen Langwasser-Mitte, Röthenbach und Rathenauplatz am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Der Austausch addiert sich auf rund 1,5 Millionen Euro.

Aber auch der Gesetzgeber trägt dazu bei, die Kosten des U-Bahn-Betriebs zu steigern. Die Neufassung der Trinkwasserverordnung fordert unter anderem eine Trennung von Lösch- und Trinkwasser (Stichwort: Legionellen und andere gesundheitsgefährdende Keime).

Die Stadt muss daher die U-Bahnhöfe nach und nach mit Löschwasser-Trockenleitungen ausstatten. Allein die Anfinanzierung kostet 500.000 Euro. Weshalb die Stadt all diese Kosten trägt? Weil sie für die U-Bahn-Bauwerke zuständig ist. Die VAG, die für die Bauwerks-Nutzung eine Abgabe an die Stadt zahlt, besorgt allein den U-Bahn-Betrieb.

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