Prozesstag zwei: Gebhart schweigt, Zeugen sprechen

9.1.2015, 09:10 Uhr
Timo Gebhart steht seit Mittwoch vor dem Amtsgericht Nürnberg - er soll eine Frau beleidigt, gewürgt und geschlagen haben.

© Eduard Weigert Timo Gebhart steht seit Mittwoch vor dem Amtsgericht Nürnberg - er soll eine Frau beleidigt, gewürgt und geschlagen haben.

Für den Freitag wurden mehrere Zeugen geladen. Gebhart plaudert vor der Verhandlung mit seinen beiden Verteidigern, hat dieses Mal in Sachen Kleidung zu einem schwarzen Pullover gegriffen, weißes Hemd, Jeans. Weniger Zuschauer als am Mittwoch sind gekommen, dafür ein paar Bekannte von Gebhart, die im Gericht sitzen. Einen Fanschal vom Club trägt in den Zuschauerreihen allerdings niemand.

Als erster Zeuge sagt ein Türsteher des Goija aus, der an dem betroffenen Abend privat in der Diskothek gewesen sein soll. Timo Gebhart schweigt weiterhin zu den Vorwürfen gegen ihn.

Seit Mittwoch steht Timo Gebhart vor dem Amtsgericht. Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung - all das wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Der 25-Jährige wirkte am ersten Prozesstag zerknirscht und bedröppelt. Bis auf seine Personalien machte er keine Angaben. Die Geschädigte hingegen wiederholte ihre Anschuldigungen.

Es passierte am 22. Februar 2013 um 3 Uhr nachts im VIP-Bereich der Diskothek Goija, einem Szene-Lokal in der Nürnberger Innenstadt. Hier sollen Timo Gebhart und seine Begleiter mit einem Mann in Streit geraten sein, dem jetzigen Ex-Freund des Opfers. Als die 29-Jährige schlichten wollte, soll Gebhart sie "Schlampe" genannt haben. Dann soll es zu einer Schubserei gekommen sein, Gebhart soll zum Faustschlag ausgeholt haben.

Anders als beabsichtigt, habe der Schlag jedoch das Gesicht des Gegenübers verfehlt, heißt es in der Anklageschrift. Gebharts Begleiter hat offenbar besser gezielt. Sein Hieb soll dem Kontrahenten eine blutige Lippe zugefügt haben. Die Klägerin ging zur Damentoilette, um Tücher zum Abwischen der Wunde zu holen. Gebhart und ein Begleiter sollen sie auf dem Weg abgepasst haben, der Begleiter soll die Frau gepackt und festgehalten haben. Dann soll Gebhart sie bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt haben.

Besonders pikant: Ein Boxtrainer aus Nürnberg, bei dem Gebhart Kampftraining nimmt und den das 29-jährige Opfer flüchtig kennt, soll sie am Tag nach der angeblichen Tat angerufen und gedrängt haben, die Anzeige bei der Polizei zurückzuziehen. Dafür soll er der Geschädigten eine Jahresdauerkarte für alle Heimspiele des 1. FC Nürnberg sowie einen Urlaub für sie und ihren Freund angeboten haben.

Auch hierzu schwieg Gebhart. Andere Zeugen konnten sich nur noch flüchtig oder gar nicht mehr an die Geschehnisse in der fraglichen Nacht erinnern. So wusste der damalige Freund der Geschädigten zum Beispiel nicht mehr, ob diese nach dem Discobesuch überhaupt einen Arzt aufgesucht hat.

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Verteidigung schlägt Angebot aus

Für Timo Gebhart geht es nicht nur um die Exzesse im Goija: Auch in der Diskothek "Won" soll er sich im Oktober 2013 daneben benommen haben. Dort geriet der Fußballer in Streit mit einem Türsteher, soll ihn dabei verletzt haben. Der Mann gibt an, aus dem Konflikt mit dem 25-Jährigen eine Beule an der Stirn davongetragen zu haben. Gebhart soll den Türsteher, der auf dem Boden lag, mit dem Schienbein getreten haben. Als Kollegen des Mannes den FCN-Profi fixieren wollten, habe der gedroht, sie und ihre Mütter umzubringen.

Die Staatsanwaltschaft machte Gebhart am Mittwochmorgen ein Angebot: Wenn er den ersten Vorfall in der Szene-Diskothek Goija gestehen würde, würde sie die Vorwürfe aus der zweiten Angelegenheit im "Won" fallen lassen. Das jedoch schlug die Verteidigung aus, Gebharts Anwalt Harald Straßner plädiert weiter auf Freispruch.

Timo Gebhart droht nun eine Haftstrafe zwischen zehn Monaten und einem Jahr. Insgesamt sind drei Prozesstage anberaumt. Das Urteil wird bereits am Dienstag, den 13. Januar erwartet.

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