Rams mit neuem Quartback voll auf Erfolgskurs

5.5.2014, 12:29 Uhr
Rams mit neuem Quartback voll auf Erfolgskurs

© JüRa/Zink

Es gibt nicht viel, was gegen einen Besuch bei den Nürnberg Rams spricht. Vorausgesetzt man mag schönes Wetter, gegrillte Hamburger und kühles Bier. Von all dem gab es am Sonntagnachmittag reichlich. Doch deshalb war Alexander Schweiger gar nicht gekommen.

Der Präsident saß allein im Schatten unter einer Zeltplane an einem Biertisch, ohne Hamburger, ohne Bier. Schweiger kommt, um Football zu sehen, seine Mannschaft, seinen Verein. Genau deshalb war Schweiger an diesem Nachmittag sehr zufrieden: Mit 42:36 hatten die Rams die Razorbacks, die „verwilderten Schweine“, aus Ravensburg besiegt, nach dem 22:19 aus der Vorwoche war es bereits der zweite Erfolg gegen dieses Team in sieben Tagen, der zweite Sieg im zweiten Saisonspiel.

„Unser Ziel ist klar“, sagt Schweiger, während er zufrieden seine Hände auf diesem abgenutzten Holztisch faltet. Einen Steinwurf entfernt krachen gerade junge Männer mit Helmen und Schulterpanzern ineinander. „Wir wollen die Nummer eins werden.“ Ob es auch für einen Aufstieg reicht, stehe in den Sternen – auch heuer muss der Meister noch Relegationsspiele bestreiten. „Ein bisschen Lotterie“, meint Schweiger, sei das zwar, aber die Allgäu Comets hätten es zuletzt ja auch geschafft. „Deren erste Ergebnisse zeigen – wenn man sich verstärkt, kann man in der ersten Liga durchaus mithalten.“

Um ebenfalls dort hinaufzukommen, haben die Nürnberg Rams ihr durchaus erfolgreiches Team der vergangenen Saison um einige punktuelle Verstärkungen ergänzt. Die wichtigste Personalie: A.J. Springer.

Der 24 Jahre alte US-Amerikaner spielt auf der Position des Quarterbacks, des wichtigsten Offensivspielers, der für nahezu jeden Spielzug verantwortlich ist. „A.J. interpretiert seine Rolle aktiver und ist passsicherer als seine Vorgänger“, lobt der Präsident. „Man merkt“, sagt Trainer Ralf Prosiegel, „dass A.J. ein ausgebildeter Quaterback ist. Wir sind sehr, sehr zufrieden mit ihm. Und er wird noch besser werden, er ist ja erst drei Wochen in Deutschland.“

Noch besser soll das ganze Team werden, immerhin war die Vorbereitung eine Katastrophe; ein Magen-Darm-Virus hatte sich im Trainingscamp verbreitet und die halbe Mannschaft flachgelegt, ein geplantes Trainingsspiel gegen Cottbus haben die Gäste kurzfristig abgesagt.

„So gesehen“, sagt Alexander Schweiger, „war unser erster Test das erste Saisonspiel gegen Ravensburg.“ Rund 100000 Euro kostet die Saison der Nürnberg Rams, „wir sind alle Amateursportler“, betont Schweiger. Nicht einmal A.J. Springer, der Quaterback, lebt unter Profibedingungen. Er ist bei einem Teamkameraden untergekommen, erhält ein paar Hundert Euro Vergütung.

„Es geht hier nicht ums Geld“, sagt auch Springer nach dem Spiel, den Helm hat er sich unter den Arm geklemmt. Gerade eben noch hat er den Fans zugejubelt, jetzt steht der Afroamerikaner mit den kurz geschorenen Haaren verschwitzt am Spielfeldrand und strahlt. „Es gefällt mir großartig in Deutschland, ich bin das erste Mal überhaupt in Europa. Darum geht es auch für mich, ich möchte Lebenserfahrung sammeln.“ Football, das er einst im Garten hinter dem Haus von seinem Vater mit seinen zwei Brüdern lernte, helfe ihm nun auf wunderbare Weise dabei, die Welt zu sehen.

„A.J. hat Collegeferien“, erklärt Schweiger. Seit drei Wochen ist er in Nürnberg, bis Ferienende soll er bleiben. Die Rams sind sozusagen die Gastfamilie. Und im Idealfall bedankt der Amerikaner sich damit, dass er sie in die erste Liga führt.

„Wir wollen den Titel“, sagt auch Prosiegel. Der Headcoach grinst zufrieden unter seiner weißen Baseballkappe hervor. „Um den zu holen, müssen wir noch deutlich konstanter werden“, findet er. Mit einigen Spielern hat er selbst noch auf dem Feld gestanden, er kennt die Rams in- und auswendig. Schon vergangenes Jahr, als das Missverständnis mit Michael Hanselmann beendet war, sprang Prosiegel als Trainer ein. „Unsere Ideallösung“, nennt ihn Schweiger.

Um ganz nach oben zu kommen, bräuchten sie aber mehr Sponsoren. Eine Tankstelle spendet einen Cent pro Liter, den ein Rams-Fan tankt – der buchstäbliche Tropfen auf den heißen Stein. „Wissen Sie“, sagt Schweiger, „wichtig ist es uns vor allem, dass die Leute zufrieden sind.“ 600 waren an diesem sonnigen Nachmittag gekommen. Viele haben Burger gegessen, einige ein kühles Bier getrunken. Und manche waren tatsächlich einfach nur wegen Football da.

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