Rauchbombe in Delfinlagune: "Vegan Strike" bekennt sich

30.4.2017, 19:47 Uhr
Als die "Vegan Strike"-Mitglieder ins Delfinarium sprangen, waren die Tiere bereits in einem ruhigen Nebenbecken der Lagune.

© facebook.com/VeganStrikeGroup Als die "Vegan Strike"-Mitglieder ins Delfinarium sprangen, waren die Tiere bereits in einem ruhigen Nebenbecken der Lagune.

Es sollte eine ganz normale Vorführung in der Nürnberger Delfinlagune werden, eine, wie es sie jeden Tag mindestens drei Mal gibt. Die Show lief - doch dann wurde sie von einem plötzlichen Protest jäh unterbrochen. Tierrechtler zündeten eine Rauchbombe, grüner Qualm waberte durch die Anlage. Wenig später sprangen drei Aktivisten in Neoprenanzügen ins Becken und reckten Plakate in die Höhe. "Delfine sind keine Clowns", stand auf einem. Nach der Show ließ die dreiköpfige Gruppe sich widerstandslos festnehmen.

Tiergarten-Direktor Dag Encke sagt: "Wir waren vorbereitet."

Tiergarten-Direktor Dag Encke sagt: "Wir waren vorbereitet." © Mark Johnston

Jetzt bekannte sich die niederländisch-spanische Tierrechtsorganisation "Vegan Strike". Die Aktivisten sind bekannt für gefährliche Aktionen, protestieren immer wieder gegen den auf der Iberischen Halbinsel verbreiteten Stierkampf. Dabei stürmen sie unerlaubt in den Innenraum der Arenen und riskieren ernsthafte Verletzungen. Ein Video auf YouTube zeigt, wie "Vegan Strike" einen Torero in Cordoba irritiert.

Ganz unerwartet kam der Protest für den Nürnberger Tiergarten nicht - auch, weil "Vegan Strike" mit einer ähnlichen Aktion bereits den Betrieb im Duisburger Delfinarium störte. "Wir haben irgendwann damit gerechnet", sagt Direktor Dag Encke und spricht von einem "Marketing-Gag" der selbsternannten Tierrechtler. "Diese Organisation hat keine positive Message, deshalb sind sie auch relativ uninteressant. Die wollen, dass Menschen mit Tieren am besten gar nicht in Berührung kommen."

Als die Gruppe ins Becken sprang, seien die Delfine bereits von Pflegern in ein Nebenbecken gelotst worden. Gefährlich sei die Aktion allenfalls für die "Vegan Strike"-Mitglieder gewesen. "Man weiß nie, wie Tiere reagieren, wenn sie sich bedrängt fühlen." Delfine können mit der Fluke schlagen, beißen oder Angreifer rammen, erklärt Encke. "Bei unseren Tieren erwarten wir das aber nicht, die gehen mit so einer Situation cool um. Schließlich kommen sie oft in Kontakt mit Menschen."

"Der Rauch wäre bedenklich gewesen"

Ob der Qualm des Rauchtopfs, den die Protestler zündeten, den Delfinen hätte schaden können, ist unklar. "Wenn die Tiere den Rauch eingeatmet hätten, wäre das aber mindestens bedenklich gewesen", sagt Encke. "Damit beschäftigen wir uns jetzt."

"Vegan Strike" rechtfertigt sich derweil auf Facebook. Es gehe darum, auf die "Unzufriedenheit gegen das Wegsperren und Ausbeuten der Tiere in der Entertainment-Industrie aufmerksam zu machen", heißt es in einem Statement. Unter den drei Störern im Nürnberger Tiergarten sei auch der Aktivist Peter Janssen gewesen. In den Niederlanden ist der kein Unbekannter. Unter anderem sprengte er eine große Fernsehsendung, indem er sich nackt auszog. In der Szene wird er auch "Vegan Streaker" (deutsch für veganer Flitzer) genannt.

Bürgermeister Vogel: "Nicht der, der laut schreit hat recht"

Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel verurteilte die Tat bereits via Facebook. "Solche Aktionen haben nichts mit Tierschutz zu tun", sagt der SPD-Poltiker, der auch für den Zoo verantwortlich ist. Man bringe "ganz im Gegenteil" sowohl die Tiere, als auch die Zuschauer in Gefahr. "Man muss kein Fan der Lagune sein, man muss aber schlicht akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich das dort gerne ansehen. Nicht der, der laut schreit hat recht, sondern der, der sich den Fakten stellt und die sprechen einfach einmal für die Lagune."

Immer wieder kommt es im Nürnberger Tiergarten zu Protesten. Der fränkische Zoo betreibt gemeinsam mit Duisburg die einzigen Delfinarien in Deutschland - und gerät deshalb ins Visier von Tierschutzorganisationen. Die Massen mobilisieren können die Aktivisten dabei aber offenbar nicht: In der Vergangenheit kamen selten mehr als 50 Menschen zu den Kundgebungen.

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