Rechtsextremismus im Fußball: Kommt die "Oldschool" zurück?

4.12.2015, 06:00 Uhr

Heino Hassler hebt sofort die Hand - doch nur etwas mehr als eine Handvoll Kollegen tun es ihm gleich. Melden sollen sich diejenigen, die rund um ihren Verein kein Anzeichen dafür sehen, dass die "Oldschool", also die rechten Gruppen im Fußball, zurückkehren. Die meisten also erkennen eine potenzielle Gefahr. Die herrscht beim Club nicht, sagt Heino Hassler vom Fanprojekt Nürnberg.

Und doch geht es am dritten und letzten Tag der Bundeskonferenz der Fanprojekte 2015 in Nürnberg, an der Vertreter von 56 Fanprojekten teilnehmen um die rechte Szene. Die im übrigen nichts mit der Ultras-Szene zu schaffen hat, sondern vielmehr Potenzial in der Hooligan-Szene sieht, erklärt Daniel Duben. Er hat seine Doktorarbeit über "Strategien gegen Rechtsextremismus im Fußballstadion" geschrieben. Als Beispiel nennt er die Gruppe Hogesa ("Hooligans gegen Salafisten"), die vor einem Jahr für Aufregung gesorgt hat. Damals kam es bei einer Demo in Köln sogar zur Straßenschlacht mit der Polizei.

"Hooligans golfen nicht"

Warum rechte Gruppen bei Hooligans Potenzial sehen? "Hooligans haben die Ultras-Gruppen satt, deren Gutmenschentum und Fähnchenhochhalten", sagt Duben. Zwar bewegt sich die Hooligan-Szene oft nur noch im Dunstkreis des Stadions, auch weil Stadionverbote greifen. Sie bleiben aber weiter mit dem Fußball verbunden. Zitat von Rechtsextremismus-Experte Richard Gebhardt: "Hooligans golfen nicht." Rekrutiert werden sie, sagen die Experten, vor allem im Kampfsport, nicht im Fußball. Wie man rechte Gruppen vom Fußball fernhält und dafür sorgt, dass sie nicht Thema werden? "Indem sich alle Beteiligten austauschen. Und auch in der Prävention ist Luft nach oben", sagt Duben.

Einig sind sich die Teilnehmer der Fanprojekt-Konferenz darin, dass die Fankultur in erster Linie und mehr als je zuvor für Vielfalt, Offenheit und gegen Diskriminierung steht. Dieses Potenzial von hochengagierten jungen Leuten in Fanprojekten müsse genutzt werden, findet auch Nürnbergs Sozialreferent Rainer Prölß.

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