Rechtsstreit um die Pachtverträge für das Café Wanner

5.7.2005, 00:00 Uhr

Nach jahrelangem Hickhack um das Areal hatte die Stadt Nürnberg vor wenigen Monaten das Gelände von der Immobilienfirma Wiesengrund erworben. Ziel ist es, das traditionsreiche Café an eine Brauerei zu verpachten, die wiederum in das marode Gebäude investiert. Im Liegenschaftsamt werden bereits Angebote geprüft. Etliche namhafte Brauereien haben Interesse angemeldet. Eigentlich sollte der Umbau im Herbst starten.

Doch jetzt wird es kompliziert: Alexander Wiesengrund wollte längst dem derzeitigen Pächter kündigen. Doch der beruft sich in einem Zivilprozess auf einen Pachtvertrag, in dem eine Spezialklausel steht: Nur im Fall eines Abrisses könne ihm die Kündigung ausgesprochen werden. Der Vertrag wurde angeblich mit der inzwischen verstorbenen Diana Wiesengrund abgeschlossen.

Als die Stadt Nürnberg das Gelände erwarb, wurde ihr ein fast gleich lautender Vertrag präsentiert, in dem aber die Abriss-Klausel fehlt, hieß es im Rathaus. Für die neue Eigentümerin, die Stadt Nürnberg, hängt nun einiges vom Ausgang des Streits zwischen Wiesengrund und Fusaro ab. Bis der Fall geklärt ist, muss sie die Brauereien vertrösten. Das bringt wiederum finanzielle Probleme: Die Kommune will mit der Pacht Zins und Tilgung für den Kaufpreis aufbringen, der knapp über zwei Millionen Euro betragen haben soll. Von einer Brauerei könnte die Stadt zudem eine höhere Pacht verlangen, als sie bisher von Fusaro gezahlt wird. Kann der Umbau nicht rechtzeitig starten, ist fraglich, ob das Wanner über den Winter betrieben werden kann. Außerdem werden glänzende Geschäfte zur Weltmeisterschaft 2006 erwartet.

Aus dem zivilrechtlichen Fall könnte zudem noch ein Strafverfahren werden: Inzwischen liegt nämlich bereits eine Anzeige gegen die Immobilienfirma wegen Urkundenfälschung vor. Die Ermittlungen sind aber noch nicht weit gediehen, hieß es.

Vor dem Verkauf des Geländes an die Stadt war geplant, auf dem 4000-Quadratmeter-Areal ein Luxusheim für Senioren zu errichten. Dafür hätte der marode Altbau abgerissen werden müssen.

Doch der potenzielle Investor, eine amerikanische Firma, hatte schließlich seine Planungen aufgegeben. bhd/gub