Rund 10.000 Besucher beim Filmfestival Türkei/Deutschland

24.3.2013, 18:32 Uhr
Preisverleihung beim Filmfestival Türkei/Deutschland: Als bester Film wurde einstimmig „Die Brücke am Ibar“ von Michaela Kezele ausgezeichnet.

© Michael Matejka Preisverleihung beim Filmfestival Türkei/Deutschland: Als bester Film wurde einstimmig „Die Brücke am Ibar“ von Michaela Kezele ausgezeichnet.

Kaya zufolge wurde ein Trend immer deutlicher: Die Zahl des deutschen Publikums steige. Im Gegensatz dazu sind die türkischen Zuschauer signifikant weniger geworden. Der Grund: die „problemorientierten Filme. Da muss ich einmal mit dem Team darüber reden“, so Kaya.

Wenn Türken ins Kino gehen, wollen sie offenbar unterhalten werden. Doch Komödien sind beim Festival die Ausnahme. Da im Multiplexkino periodisch türkische Filme laufen, gebe es den großen Bedarf heute nicht mehr. Das merken die Festivalmacher deutlich. Bei den Schulvorstellungen fällt auf, dass die Zahl an Gymnasien rückläufig ist. Das G8 mache offenbar viel Druck, da bleibe kaum Raum für außerschulische Aktivitäten, mutmaßt der Festival-Chef.



Das Programm könne sich im kommenden Jahr weiter reduzieren. Schuld daran sei der Ausstieg der Robert-Bosch-Stiftung. Sie habe in den Jahren zuvor rund 500.000 Euro in das Festival investiert. Geld, welches jetzt anderweitig beschafft werden muss.

Doch es gibt bereits einen kleinen Silberstreifen am Horizont. Sowohl Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) wie auch Markus Söder (CSU) hätten bereits signalisiert, in Kürze über die Finanzlücke reden zu wollen. „Auch ein Vertreter des türkischen Kultusministeriums war während des Festivals in Nürnberg. Vielleicht gibt es ja noch zusätzliches Geld aus Ankara“, hofft Kaya.

Die Jurys haben in den einzelnen Kategorien ihre Preise vergeben. Als bester Film wurde einstimmig „Die Brücke am Ibar“ von Michaela Kezeles ausgezeichnet. Darin geht es um ein Dorf im Kosovo, an einem Grenzfluss, das der Krieg in Serben und Albaner spaltet, die zusammenleben und doch nicht mehr zusammengehören. Durch das Auftauchen des Albaners Ramiz, der bei der Serbin Danica Unterschlupf findet, bricht der fragile Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft auseinander. In der Jurybegründung heißt es: „Die Regisseurin verschränkt das Politische mit dem Poetischen und schafft so in ihrem Debütfilm durch genaue Zeichnung des Figurenensembles ein universelles Abbild des Krieges abseits der Kampfschauplätze“. „Die Brücke am Ibar“ konnte auch den Publikumspreis einheimsen.

Als beste Hauptdarsteller wurden Uwe Kockisch („Die Besucher“) und Nilay Erdönmez („Der Wachturm”) prämiert.

Das Filmfestival Türkei/Deutschland vergibt flankierend im Namen von Mahmut Tali Öngören den „Öngören Preis für Demokratie und Menschenrechte”. 2013 bekam „Waiting Area“ vom Regisseurinnenduo Nora Tschirner und Natalie Beer den „Öngören Preis”. Die Dokumentation über vier junge Frauen in Äthiopien ist keine leichte Kost. Die Frauen sind durch Geburtsfisteln sozial stigmatisiert und werden von ihren Männern und ihrer Dorfgemeinschaft verstoßen. „Waiting Area“ ist eine Tragödie, entwickelt aber dennoch enorme positive Lebensenergie.

Die Kurzfilmjury kürte drei Filme, ohne eine Hierarchie festzulegen. So wurden „Verdampft” von Abdurrahman Öner, „Die Kakerlake” von Stephan Ganoff sowie „Memo” von Banu Kepenek jeweils 750 Euro zugesprochen.

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