Schmutzige Toiletten sorgen für Hygiene-Mängel in Asylheimen

9.2.2016, 06:00 Uhr
Sitzen, stehen oder hocken? Nicht in allen Kulturkreisen wird die Notdurft im Sitzen verrichtet. Das sorgt für Probleme.

© Stefan Hippel Sitzen, stehen oder hocken? Nicht in allen Kulturkreisen wird die Notdurft im Sitzen verrichtet. Das sorgt für Probleme.

In Nürnberg stehen in den derzeit sieben kommunalen Notunterkünften, die für insgesamt 3500 Menschen Platz bieten, Toiletten-Container. Dabei wird es - zumindest in der Theorie - nicht dem Zufall überlassen, wie viele Menschen eine Toilette gemeinsam benützen. Laut Richtlinie teilen sich zehn weibliche beziehungsweise männliche Bewohner eine Toilette - wobei bei den Männern eine Toilette und ein Urinalbecken für 15 Männer vorgesehen sind. Die Toiletten sind nach Geschlechtern getrennt.

Gerade in ärmeren Ländern kennen manche Menschen nur Latrinen, wenn überhaupt. Und nicht alle, die Toiletten kennen, sind auch zwangsläufig damit vertraut. In manchen Kulturkreisen verrichtet man den Stuhlgang im Hocken, in anderen eben im Sitzen. So mancher stellt sich dann in seiner Not auf die Brille oder geht daneben in die Hocke. Und das hinterlässt Spuren.

"Die Toiletten werden in erster Linie von Neuankömmlingen bisweilen unsachgemäß genutzt", sagt Reinhard Hofmann vom Sozialamt der Stadt. Insofern komme es täglich zu Verunreinigungen, so Hofmann weiter. Die würden von Reinigungsfirmen dann wieder beseitigt. Hofmann betont, dass es Hygiene- und Beschädigungsprobleme überall gebe, "wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, wie etwa auf dem Oktober- oder Volksfest".

Christian Rasch von der Firma "Toi Toi & Dixi" in Emmering, die auch an die Stadt Container vermietet, findet deutlichere Worte. "Wir müssen mehrmals abpumpen, weil sich manche mit Wasser reinigen und dann die Wasserflaschen in die Toiletten gestopft werden." Doch das ist wohl weniger Ausdruck von Vandalismus als von zuweilen anderen Sitten. Und auf die sind die Container eben nicht ausgerichtet.

Andere Sitten

So gibt der Islam etwa auch für diesen Lebensbereich ganz klare Handlungsanweisungen. Toilettenpapier ist unüblich, die Regeln besagen vielmehr, dass sich die Gläubigen mit Wasser und der linken Hand zu reinigen haben. Doch fließendes Wasser gibt es in den Kabinen nicht.

Schmutzige Toiletten sorgen für Hygiene-Mängel in Asylheimen

© Foto: TUHH/Triften Desgin - Sabine Schober (Technische Universität Hamburg-Harburg)

Vermieter sind sich der unterschiedlichen Sitten bewusst und versuchen mit Piktogrammen und Erklärungen, die in unterschiedlichen Sprachen die Nutzung der Toilette erklären, des Problems Herr zu werden. Doch die Erläuterungen bleiben nie lange an den Türen kleben, wie Rasch sagt. Man habe durch die unsachgemäße Benutzung einen erheblichen Mehraufwand. Auch wenn die Vermieter solcher Sanitärlösungen erheblich von den Flüchtlingen profitieren dürften. Rasch spricht von einer gestiegenen Nachfrage.

Eine Alternative gibt es längst. So hat ein Toilettenhersteller aus Sachsen-Anhalt sozusagen ein Multikulti-Klo entworfen, bei dem die Menschen, sitzen oder hocken können und auch Wasser vorfinden. Bei der Regierung von Mittelfranken etwa ist das aber kein Thema. Auf die Frage, ob man auch die kulturellen Unterschiede bei der Nutzung im Blick habe, hieß es lapidar. "Nein, es werden Standardtoiletten zur Verfügung gestellt."