Sieben Jahre auf der Flucht: Neonazi Ittner gefasst

7.5.2012, 16:33 Uhr
Bereitwillig ließ sich Gerhard Ittner damals im Gerichtssaal fotografieren. Doch kurz vor dem Urteil tauchte er unter.

© Eduard Weigert Bereitwillig ließ sich Gerhard Ittner damals im Gerichtssaal fotografieren. Doch kurz vor dem Urteil tauchte er unter.

Ittner galt eine Zeit lang als führender Kopf der rechten Szene Nordbayerns. 2003 organisierte er erstmals einen Aufmarsch auf dem früheren Reichsparteitagsgelände der NSDAP und setzte ihn - wenn auch mit abgeänderter, und damit entschärfter Route - vor Gericht durch. Noch auf der Kundgebung am Max-Morlock-Platz kündigte er an, in den darauffolgenden Monaten weitere Aufmärsche auf dem historisch belasteten Areal zu veranstalten. Das löste bundesweite Proteste aus.

Im April 2005 wurde Ittner wegen Volksverhetzung, Verunglimpfung des Staates sowie der Beleidigung von Personen und Beschimpfung von Religionsgemeinschaften zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Vorausgegangen war ein aufsehenerregender Prozess vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth, der bereits 2004 begonnen hatte und sich über 19 Verhandlungstage zog.

Ittner,  der auch der "Bürgerinitiative Ausländerstopp" angehörte, wurde von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, im Internet und in einer Rede bei der Kundgebung in Nürnberg 2003 die Bundesrepublik verunglimpft, NS-Verbrechen geleugnet und mehrere Personen beleidigt zu haben. Unter den Betroffenen befanden sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Arno Hamburger, und Nürnbergs Stadtrechtsdirektor Hartmut Frommer.

Fast drei Stunden brauchte der Staatsanwalt beim Prozessauftakt, um die Anklageschrift vorzulesen. Der Angeklagte gab sich davon unbeeindruckt. Noch vor Prozessbeginn wiederholte er mehrfach Aussagen, deretwegen er angeklagt war.  Auch in den zahlreichen Anträgen, die er und sein Verteidiger im Lauf der Verhandlung stellten, wurde seine Gesinnung deutlich.

Ittner hatte zwar 2004 einige Wochen in  Untersuchungshaft verbracht, zum Zeitpunkt des Prozesses war der Haftbefehl aber außer Vollzug gesetzt. Am 18. Verhandlungstag erschien der Angeklagte dann  nicht. mehr vor Gericht. Danach wurde der Haftbefehl gegen ihn wieder in Kraft gesetzt.  Doch Ittner blieb untergetaucht. Das Urteil wurde in seiner Abwesenheit verkündet.

Seit damals wurde nach dem Zirndorfer international gefahndet. Am 11. April wurde er laut Staatsanwaltschaft im portugiesischen Montomor-o-Novo rund 100 Kilometer östlich von Lissabon festgenommen und dem örtlich zuständigen Gericht in Portugal vorgeführt. Die portugiesische Justiz muss nun entscheiden, ob die Auslieferung nach Deutschland bewilligt wird. Wann das Verfahren abgeschlossen wird, ist offen.

 

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