Spielend Geschichte erleben

24.2.2012, 14:12 Uhr
Spielend Geschichte erleben

© tell

„Sie bekommen bei uns alles aus einer Hand“, betonte Vertriebsleiter Michael Fritsche, der zusammen mit seinem Kollegen Axel Rosenkranz das Konzept im Markgrafensaal vorstellte. Schon in der Sitzung im Dezember war das weltweit agierende Unternehmen vertreten gewesen, ebenso das Team der Frasdorfer Firma „Spielgeräte Richter“. Beide Büros waren damals gebeten worden, ihre Pläne zu konkretisieren und exakte Kosten vorzulegen. Als Budget standen ihnen 400 000 Euro für einen ersten Bauabschnitt und weitere 100 000 Euro für einen zweiten zur Verfügung. Auch eine dritte Phase sollte erarbeitet werden, allerdings ohne Kostenrahmen, wie ZVA-Vorsitzender Joachim Federschmidt erläuterte. Von diesen Zahlen ausgehend, berechnete ZVA-Geschäftsleiter Daniel Burmann jährliche Folgekosten von knapp 70 000 Euro.

Ausgangspunkt für die Planungen ist der vom früheren bayerischen Umweltminister Markus Söder angeregte Ideenwettbewerb zur Steigerung der Attraktivität des Fränkischen Seenlands. Die Region soll eben auch außerhalb der Badesaison Besucher anlocken. Aus einer Vielzahl an Vorschlägen hat sich der Spielplatz herauskristallisiert, der nun auch, so der mehrheitliche Wille der Verbandsräte, schnell in die Tat umgesetzt werden soll. Und das, obwohl es bei den Finanzen eine Überraschung gab: Wie Arndt Bock, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach, informierte, kann für die Maßnahme nicht wie angenommen mit 400 000 Euro, sondern nur mit 300 000 Euro kalkuliert werden.

„Die Chancen sehen“

Verbandsrat Anton Seitz sprach sich trotzdem dafür aus, die Chancen zu sehen und nicht nur die Probleme. „Dass wir es machen, ist entschieden,“ erklärte er. Die Frage sei nun, wie und mit wem. Sollte es weitere Finanzierungsmöglichkeiten geben, seien die zu nutzen, meinte der Ansbacher CSU-Kreispolitiker mit einem Blick auf Landrat Gerhard Wägemann, der eventuell seine Münchner Kontakte spielen lassen könnte. „Der Platz wird ein Highlight für den ganzen Altmühlsee“, zeigte sich Seitz überzeugt und wollte sich auch von den Folgekosten nicht abschrecken lassen. „Wir bringen das auf“, gab er sich optimistisch und votierte für das „eibe“-Konzept, da man wegen des Festpreises kein darüber hinaus gehendes Risiko habe.

Bezirksrat Alexander Küßwetter bezeichnete den Spielplatz als einen „strahlenden Mosaikstein für das ganze Seenland“, an dem man dranbleiben solle, und Joachim Federschmidt sicherte zu, zu prüfen, ob es Fördermittel für solche regionalen Projekte gibt. Schnellstmöglich soll für Gerhard Wägemann der Spielplatz in die Tat umgesetzt werden. „Es ist wichtig, nicht nur den Beschluss zu fassen, sondern auch schnell loszulegen“, betonte er, äußerte aber Bedenken, die 100 000 Euro herbeizaubern zu können. Wie seine Vorredner entschied sich Ornbaus Bürgermeister Heinz Baum für die Pläne von „eibe“. „Die Firma hat einen sehr guten Namen und das bessere Konzept“, brachte er es auf den Punkt.

Kritische Töne gab es von seinem Muhrer Kollegen Roland Fitzner, der sich grundsätzlich dagegen aussprach, „das mit den Pfadfindern zu vermischen“. Im Vorfeld hatte es Unstimmigkeiten mit dem katholischen Jugendverband gegeben, der das Pavillongelände derzeit als Jugendzeltplatz nutzt. Die Pfadfinder zeigten sich enttäuscht darüber, dass sie eventuell, obwohl sie vorsorglich nur einen Ein-Jahres-Vertrag bekommen hatten, den Platz bald wieder räumen müssten. Dabei seien bereits eine Vielzahl an Reservierungen eingegangen.

Bei den jetzigen Spielplatzplänen könnten die Pfadfinder jedoch vor Ort bleiben. Fitzner sehe es allerdings lieber, das gesamte Areal zu überplanen. Auch die Folgekosten erscheinen ihm als zu hoch, zumal keine Einnahmen erzielt werden könnten. Zudem vermisse er das Bemühen, weitere Unterstützer zur Finanzierung mit ins Boot zu holen, wobei der Muhrer Rathauschef beispielsweise an die Privatwirtschaft denkt, will man sich einen zweiten oder dritten Bauabschnitt nicht gleich von vorne herein abschminken.

Zeitreise zu den Römern

Trotz aller Bedenken wurde das Vorhaben nun weiter auf den Weg gebracht und die Firma „eibe“ erhielt den Auftrag für den ersten Bauabschnitt des generationenübergreifenden Erlebnisspielplatzes. Als kleines Sicherheitsnetz erfolgte die Vergabe unter dem Vorbehalt, dass die Finanzierung gesichert ist und die Bezuschussung im Rahmen des Ideenwettbewerbs durch das Umweltministerium zugesichert wird.

In naher Zukunft können dann Kinder, Jugendliche, Mütter, Väter, Opas und Omas rund um die Walder Altmühl auf eine abenteuerliche Zeitreise gehen. Gemäß dem Motto „Alemannen und Römer“ dient eine Ausgrabungsstätte am Flusslauf als Einstieg und es wird beispielsweise einen Kletterwald geben. Von weither sichtbar, soll der neun Meter hohe Römerturm die Besucher anlocken. Er bietet nicht nur einen Rundumblick auf den See und das Spielareal, er lädt vielmehr auch zum Spielen und Rutschen ein.

Wie Michael Fritsche erläuterte, werden die Kinder an vielen Stationen zu Rollenspielen angeregt. „Das erhöht die Verweildauer“, weiß der Fachmann. Möglichst realistisch sollen daher auch die damaligen Behausungen sowohl in einem Römerdorf als auch in einem Alemannendorf dargestellt werden. Damit die jungen Besucher immer wissen, wo sie gerade sind, wird sich ein Farbkonzept durch den Spielplatz ziehen, rot steht dabei für die Römer, grün für die Alemannen. Dementsprechend werden auch unterschiedliche Hölzer verwendet.

Und an Details wie Abfallbehälter, Fahrradständer und ein Hundeklo haben die Planer ebenfalls gedacht. Die Altmühl wird eingebunden, sodass das Konzept nicht aufgesetzt wird, versicherte Fritsche. Der einstige Staatspreis auf dem Pavillongelände, der Beton-Pylon, wird abgetragen und verwertet. Die Betonplatte selbst wird weiter genutzt und mit Fallschutz belegt.

Auch das Konzept der Firma „Spielgeräte Richter“ konnte mit allerhand Attraktionen aufwarten. Aus den vorgegebenen 400 000 Euro wurden 75 000 Euro herausgenommen, die dann für Landschaftsbau, Wegeführung, Bäume, Bänke und so weiter verwendet werden können. Allerdings würden diese Arbeiten nicht von dem Frasdorfer Unternehmen durchgeführt, machte Peter Heuken deutlich. Der Rest für 325 000 Euro sei jedoch ein Inklusiv-Angebot, das aber letztlich nicht die Zustimmung der Verbandsräte fand.

„Winter-Event“ soll kommen

Abschließend kündigte Daniel Burmann an, dass der Zweckverband zusammen mit dem Technischen Hilfswerk im nächsten Jahr ein „Winter-Event“ auf die Beine stellen möchte. Er sei überzeugt, dass es dafür ein großes Potential gebe, angesichts der Menschenmassen, die die frostigen Temperaturen in den letzten Wochen an den See gelockt haben. Noch ein bisschen dauern wird der Maßnahmen- und Sanierungsplan für die Anlagen rund um den See, die nach 25 Jahren so manche Mängel aufweisen, die dringend behoben werden müssen. „Da kommt einiges zusammen.“

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