Stadt kauft „Wanner“

25.3.2005, 00:00 Uhr
Stadt kauft „Wanner“

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Immer wieder drohte der TraditionsGaststätte der Abriss. Doch weder die frühere, inzwischen verstorbene Eigentümerin Diana Wiesengrund noch ihr Sohn und Erbe Alexander fanden einen Investor für das 4000 Quadratmeter große Filetstück an der Bayernstraße. Zuletzt hatte sich eine US-amerikanische Firma für die Fläche interessiert; sie wollte am Dutzendteich ein Luxus-Seniorenheim bauen.

Aber auch diese Pläne haben sich ganz offensichtlich zerschlagen. Hinter den Kulissen, so SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder, verhandelte Alexander Wiesengrund mit der Stadtspitze und hat sich schließlich beim geheim gehaltenen Kaufpreis „nennenswert bewegt“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Maly. Inoffiziell ist von einem Kaufpreis von knapp über zwei Millionen Euro die Rede.

Pacht reicht für Zins und Tilgung

Nach bisherigen Kalkulationen entstehen der Stadt keine Kosten: Maly hat inzwischen mit Tucher-Geschäftsführer Fred Höfler verhandelt, der das Gelände für die Brauerei pachten will. Die Pacht soll sogar über den Zins hinaus zur Tilgung des Kaufpreises beitragen, betont Wirtschaftsreferent Roland Fleck. Das bedeutet allerdings das Aus für den bisherigen Pächter Pino Fusaro, sagt OB Maly.

Höfler bestätigt, dass Tucher „reges Interesse“ an der Gaststätte hat. „Alle Generationen sollen sich im neuen Wanner wohl fühlen“, sagt der Tucher-Geschäftsführer. Die Brauerei will einen Pachtvertrag auf mindestens zehn Jahre abschließen, damit sich die Investitionen lohnen. So soll das relativ marode Gaststätten-Gebäude winterfest gemacht werden. Auch an einen Wintergarten sei gedacht. Höfler betont, dass für eine rentable Gastronomie bisher noch zu viele Auflagen am Dutzendteich gemacht wurden. Darüber müsse er noch verhandeln.

Dringliche Anordnung

Der Stadtrat wird in die Verhandlungen zunächst nicht einbezogen. Denn der Kauf wird als „dringliche Anordnung“ des Oberbürgermeisters vollzogen. Der nach langen Diskussionen vor Jahren beschlossene Bebauungsplan, der ein mehrgeschossiges Seniorenzentrum erlaubt hätte, ist dadurch „quasi außer Kraft gesetzt“, bestätigt Maly. Er betont, dass zwar ein Umbau des Gebäudes nötig sei, die Konzert-Muschel im Eingangsbereich — einst Bühne für Musikgruppen — soll aber erhalten bleiben: „Das Wanner ist zwar kein Baudenkmal, aber in seiner Funktion als Volksgarten hat es den Wert eines Denkmals.“

Wie Gebhard Schönfelder begrüßt auch CSU-Fraktionschef Michael Frieser den Kauf. Allerdings müsse die Finanzierung sicher sein, mahnt er.

Über die „wunderbare Lösung“ freut sich Friedrich Lehr vom Bürgerforum Dutzendteich, der das Wanner zuletzt schon aufgegeben hatte: „Eine schönere Osterfreude konnte man mir nicht machen. Ich bin froh, dass die Kuh vom Eis ist.“ Er hofft, dass es dem neuen Pächter gelingt, wieder einen „echten Volksgarten“ aus dem Wanner zu machen.

Öffentlicher Druck

„Hin und weg“ ist auch Peter Bayer von der „Bürgerinitiative zur Rettung des Café Wanner“, die über 20 000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt hatte. Dadurch sollte die Stadt zum Kauf gezwungen werden. Der Erhalt der überaus beliebten Gaststätte sei ein großer Erfolg und nur dem öffentlichen Druck zu verdanken, so Bayer. Allerdings bedauert er das Schicksal der bisherigen Wirte Pino Fusaro und Susan Ogut, die nun außen vor bleiben sollen: „Fusaro hat viel Flair an den Dutzendteich gebracht, das muss Tucher erst mal schaffen.“

Susan Ogut, die als Unterpächterin von Fusaro seit Jahren die Gaststätte betreibt, ist zwischen Freude und Enttäuschung hin- und hergerissen. Sie will auf jeden Fall mit Oberbürgermeister Ulrich Maly verhandeln. „Auch wir hatten vorgeschlagen, die Gaststätte selbst zu renovieren.“ Von Pino Fusaro war keine Stellungnahme zu bekommen. Er befindet sich im Ausland und ist nicht zu erreichen. (Siehe Standpunkt Seite 10)