Starkstromkabel im Hintern: Als AC/DC einst Franken zerlegte

8.5.2015, 08:29 Uhr
Der Auftritt von AC/DC beim Nürnberger Open Air 1979 hinterließ nicht nur bei den Besuchern Spuren, auch die Musiker gaben alles.

© rock-neu Der Auftritt von AC/DC beim Nürnberger Open Air 1979 hinterließ nicht nur bei den Besuchern Spuren, auch die Musiker gaben alles.

"Wer nicht hören will, muß fühlen: bei den Rock-Konzerten der siebziger Jahre spielt die Musik meist nur eine Nebenrolle; Hauptsache ist, daß es in den Ohren schön schmerzt", so leitete der Bericht vom September 1976 ein. "Das Gastspiel der Gruppe "ac/dc" und "Rainbow" in der Erlanger Stadthalle war denn auch so bestialisch laut, daß den jugendlichen Fans das Hören verging. "ac/dc" (englisch für "Gleichstrom/Wechselstrom" und übertragen für "bisexuell") ist eine Aufsteigergruppe aus Australien, die ihren Erfolg vor allem ihrem 16jährigen Leadgitarristen Angus Young (1,56 Meter groß) verdankt. Während der Show legt er angeblich vier Kilometer zurück und klettert in dümmlicher Schuluniform auf die Lautsprechergebirge. Bei dem Höllenspektakel sieht das dann aus wie Exorzismus, wobei die übrigen vier Musiker Young den Rock-Teufel austreiben wollen."

Ebenfalls bei dem Abend dabei: Ritchie Blackmore, Gründungsmitglied der damals aufgelösten Deep Purple - doch auch das stimmte den Autor nur bedingt versöhnlich: "Beide Gruppen machen "Heavy Rock" von der härtesten Sorte, die Lautstärke ist unabdingbar notwendig für den Gruppenstil. Die "Qualität" solcher Musik ist nur mehr mit Phonmessern zu beurteilen: je lauter, desto besser. Zu bewundern ist bei den jungen Schwerhörigen neben dem dicken Trommelfell vor allem ihre Engelsgeduld: sie zahlen einen stattlichen Eintrittspreis und warten dann zwei Stunden auf das Hauptkonzert."

Schrecklich und gemein

Drei Jahre später waren AC/DC wieder in Franken, dieses Mal beim Nürnberger Open-Air-Festival 1979 auf dem Zeppelinfeld. Und auch da hinterließ die australische Band einen bleibenden Eindruck. Ein Auszug aus dem damaligen Bericht: 

"Die deutschen "Scorpions" und die australische Gruppe "AC/DC" stritten sich um den traurigen Ruhm, wen von ihnen der größere Schlagetod sei. Bei dieser Auseinandersetzung verging einem bald Hören und Sehen. Während die "Scorpions" ihr durchdrehendes Wälzwerk noch ab und zu mit symphonischer Synthesizer-Schmiere und bedeutungsschweren Balladen kühlten, gab "AC/DC" kein Pardon. Angus Young, der Gitarrist der "Gleichstrom/Wechselstrom", kobolzt über die Bühne, als ob er tatsächlich ein Hochspannungskabel im Hintern hätte. Ein Anblick und ein Klang, die so richtig schrecklich und gemein waren."

Wenn AC/DC am Freitagabend dann auf der Bühne am Zeppelinfeld stehen, dürften sich vermutlich die wenigsten Besucher über schrecklichen Klang und Anblick ärgern. Die Zeiten haben sich geändert, die Hörgewohnheiten auch. Und der Lautstärkeregler kann bei AC/DC für viele Fans nur auf einer Position stehen: direkt auf Anschlag. Let there be rock!

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