Stellen bedroht: Bei der Nürnberger Versicherung rumort es

13.12.2014, 06:00 Uhr
Die Nürnberger Versicherung muss umbauen - vor allem im Vertrieb. Auch Stellen könnten gestrichen werden.

© Eduard Weigert Die Nürnberger Versicherung muss umbauen - vor allem im Vertrieb. Auch Stellen könnten gestrichen werden.

Die klassische Versicherungsbranche steht vor gewaltigen Herausforderungen: Niedrigzinsen, neue Regularien bezüglich Risikoabsicherung und Transparenz für die Kunden, ein harter Kampf um Preise und Konditionen und aggressive Wettbewerber im Internet drücken auf die Erträge. Die Reaktion der Branche: Massiv Kosten sparen. So wird die Nürnberger Versicherungsgruppe ihren Vertrieb im kommenden Jahr komplett umbauen und insgesamt verkleinern.

Mit dem Gesamtbetriebsrat hat der Versicherer jetzt einen Interessenausgleich geschlossen, der der Nürnberger Zeitung vorliegt. Ziel ist, so steht es in dem Papier, „eine Weiterentwicklung von Struktur und Abläufen, um die Position am Markt zu erhalten und auszubauen“. Darin räumt der Versicherer einen „Vertriebskostennachteil gegenüber dem Markt“ ein, verweist auf gesetzliche Neureglungen im Lebensversicherungsbereich und bezeichnet die Maßnahmen in der Folge als „alternativlos“. Die Versicherung äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu der Strukturreform.

Kern der Reform ist die Auflösung der sieben Vertriebsdirektionen und eine Reduzierung der Zahl der Bezirksdirektionen von 63 auf 34. Diese sollen an 14 Standorten – darunter Nürnberg – gebündelt werden. Dass dabei Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben, ist klar. Wie viele es am Ende sein werden, ließ das Unternehmen unbeantwortet.

Wie viele Stellen auf der Strecke bleiben, ist noch unklar

Insgesamt von der Umstrukturierung betroffen – ob durch Wegfall der Stelle oder Verlagerung – dürfte eine dreistellige Zahl von Mitarbeitern sein. Für Unruhe sorgt dabei auch, dass viele Stellen neu ausgeschrieben werden und sich etablierte Mitarbeiter neu bewerben müssen.

Der Zeitplan für die Personalmaßnahmen ist eng gestrickt. Bereits bis Ende März sollen die Verträge für die Mitarbeiter, die den Einsatzort wechseln, unter Dach und Fach sein. Für Anträge auf Altersteilzeit lässt das Unternehmen Interessierten nur bis Anfang Februar Zeit. Wer einen Aufhebungsvertrag noch im ersten Quartal 2015 unterzeichnet, erhält eine sogenannte Turboprämie. Spätestens bis Ende Mai schließlich soll jeder Betroffene genau wissen, woran er ist. Denn bis dahin sollen „Änderungs- und Beendigungskündigungen“ ausgesprochen sein.

Zunächst will die Nürnberger allerdings alle Möglichkeiten nutzen, um Kündigungen zu vermeiden – wie etwa Versetzungen, Teilzeit- und Altersteilzeitangebote sowie einvernehmliche Trennungen von Mitarbeitern. Befristete Arbeitsverträge sollen zudem nicht verlängert werden. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nur die „Ultima Ratio“ sein, heißt es in dem Interessenausgleich.

Von Betroffenen werden die geplanten Maßnahmen als „Demontage der Außenbezirke“ bezeichnet, während die Hauptverwaltung im Büroturm in der Nürnberger Ostendstraße unangetastet bliebe. Die Zahl der Mitarbeiter im Innendienst war bis Ende September sogar noch auf 4311 Personen leicht gestiegen. Zusätzlich arbeiteten laut Quartalsbericht mehr als 23 000 Menschen im Außendienst und in Agenturen für die Versicherungsgruppe.

Kurz nach seinem Amtsantritt Anfang 2013 hatte der neue Vorstandschef Armin Zitzmann in einem NZ-Interview noch die Hoffnung geäußert, „überhaupt keinen Gedanken an irgendein Stellenabbauprogramm verschwenden zu müssen“. Das scheint sich nun geändert zu haben.

3 Kommentare