Straßen verstopft: Darum hat Nürnberg ein Verkehrsproblem

6.8.2015, 13:00 Uhr
Die Blechlawine rollt durch Nürnberg, jedesmal im Berufsverkehr. Ein Experte allerdings hat eine Idee.

© Tobias Lang Die Blechlawine rollt durch Nürnberg, jedesmal im Berufsverkehr. Ein Experte allerdings hat eine Idee.

"The high cost of free parking" (Der hohe Preis des kostenlosen Parkens) heißt ein Buch, das Donald C. Shoup, Professor für Stadtplanung an der Universität von Kalifornien, veröffentlicht hat. Höhere Parkgebühren, so der Wissenschaftler, würden die Menschen dazu bringen, weniger Auto zu fahren.

Die Straßen wären weniger verstopft, die Luft wäre besser und es bliebe mehr Raum für Grün. Autobesitzer mögen das ungern hören, doch es gebe schlicht und einfach zu viele kostenlose Parkplätze, schreibt der Amerikaner. Diese Ansicht teilt der Nürnberger Professor Harald Kipke, der an der Technischen Hochschule das Fachgebiet Verkehrs- und Stadtplanung leitet.

Doch er sieht auch die Probleme, was die Umsetzung angeht. „Stellen Sie sich vor, die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel wäre schon seit Sie denken können kostenlos und plötzlich würde Geld dafür verlangt. Das stieße auf enorme Widerstände."

Motorisierungsgrad in der Stadt ist ziemlich hoch

Nürnberg gehört zu den am höchsten verdichteten Städten Deutschlands. Dazu kommt ein hoher Motorisierungsgrad der Bevölkerung. Auf 1,8 Bürger kommt ein Pkw. Der Kampf um den öffentlichen Raum ist groß, umso mehr gibt diese Zahl zu denken: „Für jeden zugelassenen Pkw steht etwa die drei- bis vierfache Menge an Parkplätzen zur Verfügung“, so Kipke.

Denn das Auto steht ja nicht nur vor der Haustür seines Besitzers. Es braucht einen Platz vor dem Supermarkt, vor dem Bürogebäude, vor der Gaststätte. Und wenn es nicht steht, sondern Kreise zieht, weil kein Parkplatz verfügbar ist, trägt es zum zusätzlichen Verkehr in den Straßen bei. "Parksuchverkehr" heißt das Phänomen in der Fachsprache.

Ein Preis für "rares Gut Parkplatz" notwendig

Kipke plädiert wie seine US-Kollegen für eine Ökonomisierung des Parkraums. Das heißt: Wer sein Auto abstellen will, soll für das rare Gut Parkplatz bezahlen. Nur dann lasse sich langfristig der Autoverkehr in den Städten reduzieren. Dem Nürnberger Professor geht es dabei nicht darum, Autofahrer zu gängeln. Im Gegenteil, sagt er.

"Wenn der öffentliche Parkraum kostenpflichtig ist, dann haben auch die Autofahrer etwas davon, weil sie dann immer einen Parkplatz finden.“ Es gehe einfach darum zu erkennen, dass der öffentliche Raum nicht nur den Autofahrern gehört, sondern auch Fußgängern, Radfahrern und den Anwohnern, die sich eine schöne, sprich grüne Umgebung wünschen.

Immer wieder werden in Nürnberg Möglichkeiten diskutiert, den Öffentlichen Nahverkehr zu vergünstigen, beispielsweise durch eine Erhöhung der Parkgebühren.

Der Handelsverband Bayern warnte hingegen erst kürzlich vor einer Erhöhung der Parkgebühren um 67 Prozent zum 1. Januar 2016. Er befürchtet eine Abwertung des Handelsstandortes City und einen Verlust von Arbeitsplätzen.

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