Streit um verkaufsoffenen Sonntag: Stadt fragt die Nürnberger

16.4.2015, 15:17 Uhr
Beim vergangenen verkaufsoffenen Sonntag im März war die Königstraße proppenvoll.

© Stefan Hippel Beim vergangenen verkaufsoffenen Sonntag im März war die Königstraße proppenvoll.

Nürnberg geht - anders etwa als Fürth oder Schwabach - seinen eigenen Weg bei den Verkaufs-Sonntagen. An zwei Sonntagen im Jahr dürfen die Geschäftsleute in der Altstadt ihre Läden öffnen, an zwei weiteren Sonntagen die Südstadtkaufleute. Darauf hat sich die Mehrheit im Rat verständigt, auch wenn es viel Protest von Gewerkschaften und Kirchen gegen die Sonntagsöffnug gab und gibt.

Es hat sich sogar ein Bündnis gegen diese Praxis organisiert. Die Gegner argumentieren mit der Sonntagsruhe und mit dem Argument, dass ja viele Verkäuferinnen an diesen Tagen arbeiten müssen und nicht bei ihren Familien sein können.  ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger hatte bereits vor anderthalb Jahren angeregt, doch einmal die zu befragen, die an den Sonntagen in der Stadt unterwegs sind und auch bei den Nürnbergern selbst zu erkunden, was sie davon halten. CSU und SPD folgten dann mit ähnlichen Anträgen.

Jetzt also will die Stadt Nägel mit Köpfen machen. Das Ordnungsamt hat zusammen mit dem Statistikamt und zahlreichen Verbänden einen Fragen-Leitfaden erarbeitet. In der turnusmäßigen Befragung von 20.000 Nürnberger Haushalten durch das Amt für Stadtforschung und Statistik wird das Thema Sonntags-Öffnung nun also ebenso aufgegriffen wie bei zwei Interview-Runden mit Passanten durch WiSo-Wissenschaftler und -Studenten während zweier verkaufsoffener Sonntage.

Hier startet die erste Runde bereits am 3. Mai, wenn in der Südstadt neben dem Maifest die Läden von 13 bis 18 Uhr öffnen dürfen. Die zweite Runde findet dann am 27. September in der Altstadt zum Herbstmarkt und Altstadtfest statt. Auch da haben viele Läden in der City am Sonntag geöffnet. 

"Es geht nicht um den Umsatz"

Da wollen die Interviewer dann zum Beispiel wissen, woher die Besucher kommen, ob sie allein oder mit Familie/Freunden unterwegs sind, was der Anlass ihres Besuchs ist (wirklich das Maifest oder das Altstadtfest, und/oder nur die offenen Läden), welche Branchen gezielt aufgesucht werden und ob sie auch sonst in der Alt- bzw. der Südstadt einkaufen gehen. 

"Die Verkaufssonntage sind weniger dazu da, Umsatz zu machen", erklärt Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Vielmehr gehe es den Geschäftsleuten darum, (neue) Kunden auf sich aufmerksam zu machen.

Die Kritiker haben aber Zweifel an der Praxis, dass immer zu einem bestimmten Anlass (wie Altstadtfest, Volksfest oder Altstadtfest) die Geschäfte aufmachen dürfen. Sie glauben, dass die Leute vor allem deshalb sonntags einkaufen gehen, weil die Läden geöffnet haben und nicht, weil ein Fest stattfindet. Sie halten diese Koppelung, die aber das Ladenschlussgesetz vorschreibt, für unzulässig - daher auch der Vorstoß für die Umfrage. Die Befürworter erhoffen sich freilich die Antwort, dass die Besucher wegen der Feste und der Sonntagsöffnung in die Stadt gehen. 

In der Haushaltsbefragung (später im Jahr) soll dann auch abgefragt werden, was für und was gegen die verkaufsoffenen Sonntage spricht, und wie die Bürger das Angebot überhaupt finden. Sie sollen auch angeben, welche der vier Tage sie genutzt haben.

Die Haushaltserhebung allein war aber auch Wirtschaftsreferent Michael Fraas zu wenig. "Dann hätten wir ja keine Einschätzung von Besuchern, die von Auswärts kommen", sagt er. Aber Nürnberg ist ja gerade dafür bekannt, dass ein hoher Anteil von Kunden aus dem Umland zum Einkaufen kommt.

In Fürth und Schwabach gibt es keine Unterscheidung, sie bieten drei beziehungsweise vier Verkaufs-Sonntage an, ohne die Stadt zu unterteilen wie Nürnberg. In Erlangen gibt es zwei verkaufsoffene Sonntage. 

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