Vision gewinnt Gestalt: Nürnbergs Deutsches Museum im Plan

19.6.2018, 20:23 Uhr
Vision gewinnt Gestalt: Nürnbergs Deutsches Museum im Plan

© Edgar Pfrogner

Hatten die Münchener nicht einst die Nase gerümpft über die Idee einer Zweigstelle in der fränkischen Provinz? Bei einem Abend im Nürnberger Presseclub zog nun Prof. Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in der Landeshauptstadt, alle Register, um einen solchen Verdacht zu zerstreuen.

Zwar wäre ohne politischen Druck und die Nordbayern-Initiative von 2014 gewiss nichts passiert. Nun aber sprühte der gebürtige Oberpfälzer geradezu vor Begeisterung über den Nürnberger Ableger, dem ein ganz eigenständiges Profil als "Zukunftsmuseum" zugedacht ist.

Was Technik leistet und welche Gefahren sie birgt

Es werde um nicht weniger gehen als darum, "wie wir künftig leben und die Welt gestalten", was Technik leistet und welche Gefahren sie birgt und weil all das nahtlos anknüpft an das, was das Haupthaus bietet. Zu allem, was unter Stichworten wie Robotik, Digitalisierung und Industrie 4.0 schon Wirklichkeit ist und erst recht die kommenden Jahrzehnte bestimmt, sollen die Grundlagen ebenso präsentiert werden wie mögliche Optionen – samt Anstößen zu einer kritischen Auseinandersetzung.

Als Leitfaden dafür bieten sich nicht zuletzt die kühnen Science Fiction-Visionen aus Literatur und Kino an, die oft schon vorweggenommen haben, was inzwischen zur Realität gehört. "Deshalb ist unser Haus auch nur bedingt ein Museum im herkömmlichen, wo es die Aufbewahrung von Vergangenem geht, sondern ganz auf das Kommende gerichtet – und das gibt es so sonst nirgends", versprach der vielseitig aktive Biophysiker und Nanowissenschaftler.

Der Metropolregion fühle er sich ohnehin immer schon verbunden, so Heckl, von seiner Schulzeit in Neumarkt und der allerersten Ferienarbeit als Schüler auf einer Baustelle in der Nürnberger Südstadt bis zur Förderung von Forschungseinrichtungen in Erlangen.

Arbeiten am Feinkonzept auf der Zielgeraden

Während auf der Baustelle inzwischen die Mauern schon bis zum ersten Stockwerk reichen, sind auch die Arbeiten am Feinkonzept auf der Zielgeraden, erläutert Andreas Gundelwein, der Projektleiter für Nürnberg. Noch heuer soll die Auswahl unter Gestaltungsentwürfen erfolgen. Auf drei Etagen mit insgesamt 5500 Quadratmetern sind 2900 Quadratmeter für die eigentlichen Ausstellungsbereiche vorgesehen.

An die Stelle herkömmlicher Einteilungen, etwa für "Optik" oder "Informatik", sollen die Inhalte in den Blöcken "System Erde", "Körper und Geist", "Urbanes Leben", "Arbeit und Alltag" sowie "Raum und Zeit" gebündelt aufbereitet werden – und dabei jeweils den Bogen von der Vision über die Partizipation zur Innovation schlagen. Wie es dem Team gelingt, all das zu vermitteln, ohne bloß aus Platznot an der Oberfläche zu kratzen, bleibt abzuwarten – ließe sich doch mit jedem einzelnen Bereich ein ganzes Haus füllen.

Auch Experimente zur Radioaktivität möglich

Neben einer Bibliothek und einem Holodeck für dreidimensionale Simulationen sind ein Raum für Sonderausstellungen und zwei Labore vorgesehen, in denen auch Experimente möglich sind, die in den Schulen aus Sicherheitsgründen gewöhnlich unterbleiben, etwa zur Radioaktivität. Schließlich soll ein eigenes Studio zum eigenständigen Experimentieren, Tüfteln und Forschen animieren.

Das kommende Jahr ist der Erarbeitung aller Texte und Drehbücher und der Konstruktion von Modellen und Vorführstationen gewidmet. Ab März 2020, so der gegenwärtige Fahrplan, könnte es dann ans Einrichten und den Einzug der Objekte gehen. 

Am Donnerstag und Freitag, 21. und 22. Juni, stellt sich das Zukunftsmuseum bereits mit einem Stand bei der VDI-Technikplatz am Lorenzer Platz und in der Karolinenstraße vor.

Verwandte Themen


5 Kommentare