Was Gemüse über gesellschaftliche Trends sagt
27.08.2016, 05:57 Uhr
Ein Beispiel: Während die Zahl der Single-Haushalte in der Stadt immer mehr steigt, sinkt zugleich die Nachfrage nach Wirsing. Für Helmut Wolf, Nürnberger Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, besteht darin ein ganz enger Zusammenhang. Der Kopfkohl ist ziemlich voluminös und wurde daher immer als Gericht für die ganze Familie im Topf gekocht. Den Wirsing nun für Einzelne in immer kleineren Portionen zuzubereiten oder das Gericht auf mehrere Tage zu strecken, das funktioniert nicht. Die Folge: Die Absatzzahlen des Kopfkohls purzeln.
Wie es immer wieder neue Generationen von Smartphones, Fernsehern oder Küchengeräten gibt, so muss auch die Landwirtschaft im Knoblauchsland immer wieder neue Produkte anbieten, um den Verbrauchern Appetit zu machen und den Absatz zu steigern. So gilt heuer: "small is beautiful" - Mini-Gurken, Mini-Paprika und Cocktail-Tomaten wurden massenhaft in den Gewächshäusern des Nürnberger Nordens gezüchtet. Kinder nehmen das Miniatur-Gemüse in der Pausebrot-Box ebenso mit wie Arbeiter oder Angestellte für die Mittagspause.
Mit der Ernte 2016 sind Nürnbergs Landwirte übrigens ganz zufrieden: Die Gemüsemengen waren ausreichend, das Wetter hatte keine Starkregen-Extreme, wenn auch einen sehr nassen Juni. Darum ist das Resümee der Bauern: Nicht jubeln, nicht jammern, es hat schon gepasst.
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