Wettbewerb ums „Wanner“

14.5.2005, 00:00 Uhr
Wettbewerb ums „Wanner“

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Ende März schien noch alles klar: Bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz verkündeten Oberbürgermeister Ulrich Maly und Wirtschaftsreferent Roland Fleck völlig überraschend und zur Freude der Wanner-Fans, dass die Stadt das vom Abriss bedrohte Lokal samt Biergarten kaufen und an die Tucher-Brauerei verpachten will. Mit Tucher habe man ein Betriebskonzept erarbeitet, das sich für die Stadt rechne, hieß es. „Wir versenken dort keine Steuergelder“, versprach Maly.

Tucher-Geschäftsführer Fred Höfler bekundete auf Nachfrage der Lokalredaktion in der Tat „reges Interesse“ an dem Objekt. Tucher wolle einen Pachtvertrag auf mindestens zehn Jahre abschließen, das Gebäude winterfest machen, einen Wintergarten anbauen. Über Auflagen, die einer rentablen Gastronomie eventuell im Wege stünden, wollte Höfler noch verhandeln.

Inzwischen ist die Tucher-Bräu nur noch einer von mehreren Kandidaten. Die Stadt verhandelt laut Peter Murrmann vom Bürgermeisteramt auch noch mit der Neumarkter Lammsbräu, der Pyraser Landbrauerei bei Thalmässing, der Tittinger Weißbierbrauerei Gutmann, der Kaiserbräu in Neuhaus/Pegnitz und Paulaner aus München. „Wir können die anderen Interessenten nicht außen vor lassen“, erklärt Murrmann diesen Strategiewechsel. Schließlich müsse der künftige Pächter „echt viel Geld in die Hand nehmen“.

„Goldene Wasserhähne“

Die Rede ist von bis zu einer Million Euro Umbaukosten und einer jährlichen Pacht von rund 90 000 Euro. Dies bezeichnet der Tucher-Geschäftsführer Fred Höfler diplomatisch als „ambitionierte Bedingungen“. Karlheinz Lorenscheidt, Verkaufsleiter im Bereich Gastronomie bei der Kaiserbräu, wird deutlicher: „Wir werden keinesfalls pachten. Investitionen in der Größenordnung sind für uns nicht drin. Die Stadt sollte anders kalkulieren. Es braucht dort keine goldenen Wasserhähne.“

Die Kaiserbräu hat sowieso noch den Fuß in der Tür: Sie versorgt den jetzigen Wanner-Pächter Pino Fusaro seit elf Jahren mit Getränken. Und der Wirt will das lukrative Feld offenbar nicht freiwillig räumen. Fusaro habe die Kündigung durch den vormaligen Grundeigentümer Alexander Wiesengrund angefochten und lasse es wohl auf eine Räumungsklage ankommen, berichtet Murrmann: „Das müssen wir abwarten.“

Höfler glaubt, dass Fusaro nur noch diese Biergartensaison im Wanner mitnimmt und danach geht. Für Tucher und die anderen Interessenten könnte dann jedoch die Zeit knapp werden. Ob der Umbau dann noch vor dem nächsten Frühjahr und vor allem vor dem Start der Fußball-WM im Juni 2006 abgeschlossen wird, ist fraglich.